Abstract (deu)
Innerhalb des Diskurses zum polyzystischem Ovar-Syndrom (PCOS) – einem endokrinen Syndrom, welches üblicherweise durch erhöhte Testosteronwerte und eine Vielzahl an ovariellen Zysten charakterisiert wird – bleiben trans Personen mit dieser Diagnose relativ unsichtbar. Aufgrund des ungewissen und kontroversen Charakters von PCOS, kann diese Abwesenheit jedoch die Disparitäten in der medizinischen Versorgung, welche aus einer waltenden Pathologisierung und Objektifizierung von trans Körpern und Identitäten durch die Medizin resultieren, noch weiter verstärken.
Durch eine Herangehensweise der politischen Ontologie sensibilisiert durch einen Fokus auf situiertes Wissen und STS Konzepte zu Care, führte ich sechs narrative Interviews mit trans und geschlechtlich diversen Personen aus Deutschland durch, um ihre Enactments von PCOS, ihre Bedürfnisse, Wünsche und Strategien für deren Versorgung, sowie ihre Erfahrungen innerhalb des medizinischen Kontextes zu erforschen, um dadurch die übergreifenden Implikation für PCOS Care durch standardisierte medizinische Praktiken zu untersuchen. Hierbei war meine Intention, die Spannungen und Diskrepanzen, welche sich aus auf binäre, normative und rigide Standards beruhenden medizinischen Praxen ergeben, aufzuzeigen, sowie meinen trans Teilnehmer*innen eine Stimme im Diskurs über eine affektive und inklusive trans PCOS Fürsorge zu geben.
Ihre Erzählungen weisen ein singularisierendes Enactment von PCOS auf, mit welchem die Teilnehmer*innen beim Aufsuchen medizinischer Versorgung konfrontiert werden und welches sie mit einer Reihe von pathologisierenden und vergeschlechtlichten Normen auferlegt, während dadurch ihre individuellen Bedürfnisse und Anliegen vernachlässigt, ignoriert und ent-problematisiert werden. Hingegen sind die PCOS-Enactments der Teilnehmer*innen multipel, situiert, nichtlinear und verkörpert, entfalten sich entlang verschiedener zeitlicher Trajektorien und sind in vielfältige Konstellation aus menschlichen und nichtmenschlichen Aktanten eingebettet. Entlang dieser mannigfaltigen Linien verkörpern Teilnehmer*innen eine Bandbreite an Praktiken welche die vorherrschenden medizinischen und sozio-kulturellen Narrative über ihre Körper und Identitäten verdrehen, zerrütten, und reinterpretieren und damit letztendlich PCOS queeren. Während ich die Resultate innerhalb weitreichender, materieller Versorgungsinfrastrukturen diskutiere, argumentiere ich dass, ein Hauptaugenmerk auf solche gequeerten PCOS Enactments Potential hat, den Fokus jenseits der ambigen Singularitäten wie sie durch standardisierte medizinische Praktiken hervorgerufen werden zu verschieben und stattdessen, unverbindliche, flexible und affektive Multiplizitäten, die greifbarer für das Individuum sind und daher eine inklusivere PCOS Versorgung bieten zu kreieren.