Abstract (deu)
Die Lebenswelttheorie von Alfred Schütz stellt das Subjekt in den Mittelpunkt und beschreibt seine Auseinandersetzung mit der sozialen Welt. Eigene Erfahrungen, aber auch durch ein Alter Ego transportierte Vorgänge des Handelns und Erlebens, durchlaufen auf Relevanzsystemen basierende Sinnsetzungs- und Typisierungsprozesse und werden schließlich im dynamischen Wissensvorrat eingelagert. Schütz‘ Theorie dient dieser Arbeit als Grundlage, um die Möglichkeit von Wissensvermittlung in der Schule zu untersuchen. Nach der Conceptual Change-Theorie verfügen Schüler*innen beim Betreten des Unterrichts bereits über gewisse Alltagsvorstellungen. Ziel einer gelungenen Vermittlung ist es u.a., fachlich falsche Konzepte durch fachlich richtige zu ersetzen. Dazu ist eine Bereitschaft des Subjekts, eingefahrene kognitive Strukturen zu rekonstruieren, erforderlich. Welche Umstände veranlassen den oder die Schüler*in innerhalb einer Vermittlungssituation dazu, einen Mangel des eigenen Wissensvorrats als relevantes Problem wahrzunehmen, das er oder sie lösen möchte? Zur Klärung dieser Frage wird das als typische Unterrichtssituation konstruierte Beispiel Der Schüler analysiert. Die Lehrperson versucht dabei dem Schüler für ihn neues Wissen zu vermitteln, nachdem ein Missstand innerhalb seiner Kenntnisse offenbar wurde. Die Betrachtung mit Schütz führt zur Ableitung von Handlungsanweisungen für die Unterrichtspraxis. Es sollte dabei das durch einen Wissensmangel ausgelöste „Schockerlebnis“ als Ausgangssituation genutzt werden, um einen Inhalt zu transportieren, dessen Erwerb für das Subjekt motivationsmäßig wichtig ist. Soziale und biographische Aspekte sind dabei besonders bedeutsam für die Relevanz des Problems. Die Lehrperson kann die erfolgreiche Vermittlung fördern, indem sie nahe an der Lebenswelt ihrer Schüler*innen bleibt: eine verständliche Sprache wählt, die Anknüpfung an bestehende Wissenselemente berücksichtigt und „Fremdverstehen“ ermöglicht.