Abstract (deu)
Ökosysteme auf der ganzen Welt werden zunehmend von den Folgen des Klimawandels bedroht, darunter auch die Regenwälder der Amazonasregion. Eine Folge des anthropogenen Treibhauseffekts die Veränderung des globalen Wasserkreislaufs mit einer zunehmenden Häufigkeit und Intensität von Dürreperioden. Da die Wasserverfügbarkeit eine wesentliche Triebkraft für Baumwachstum in den Tropen ist, wird erwartet, dass die prognostizierten Niederschlagsveränderungen das Baumwachstums erheblich beeinträchtigen und so zu einem weitreichenden Waldsterben im gesamten Biom des Amazonas führen.
Funktionelle Traits, die an der Regulierung des pflanzlichen Wassertransportes beteiligt sind, spielen bekanntermaßen eine entscheidende Rolle bei ökologischen Stressreaktionen auf Wasserknappheit und können daher ein nützliches Instrument zur Erforschung der Trockenheitsresistenz von Waldgemeinschaften darstellen. Diese Traits werde allgemein als Wasserverhältnis-Traits bezeichnet, falls sie spezifisch beim Wassertransport involviert sind, werden sie hydraulische Traits genannt. Zu den viel diskutierten Wasserverhältnis-Traits von Blättern gehören unter anderem die minimale Blattleitfähigkeit (gmin), das Wasserpotenzial der Blätter bei voller Hydratation (πo), der relative Wassergehalt (RWC) und der gesättigte Wassergehalt von Blättern (LSWC). Die Forschung konzentriert sich nun zunehmend darauf, Zusammenhänge zwischen der Hydraulik und konventionell gemessenen funktionellen Merkmalen des Holzes und von Blättern zu finden. Es wird davon ausgegangen, dass die Blatt- beziehungsweise Stammmerkmale auf einer Achse konstanter Korrelationen variieren, welche als Blattökonomiespektum („leaf economic spectrum“, LES) beziehungsweise als Stammökonomiespektrum („stem economic spectrum“, SES) bezeichnet werden.
In der vorliegenden Studie habe ich daher die hydraulischen Eigenschaften der Blätter und andere funktionelle Merkmale von 103 häufig vorkommenden Baumarten in einem, im atlantischen Tiefland gelegenen, Regenwald in Französisch-Guayana gemessen. Die Koordination der blatthydraulischen Eigenschaften untereinander und mit den Merkmalen, welche das LES und SES repräsentieren, wurde mittels PCA und Regressionsanalysen untersucht. Darüber hinaus habe ich mithilfe von linearen Modellen getestet, ob die Blatthydraulik eine signifikante Erklärungskraft für die Vorhersage von Wachstum des Baumdurchmessers oder die Sterblichkeitsrate hat. Das phylogenetische Signal wurde mit Pagels λ als quantitativem Maß der Ähnlichkeit eng verwandter Arten bewertet.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung verdeutlichen den engen strukturellen, aber auch funktionellen Zusammenhang zwischen LSWC und πo, der die inhärente Abhängigkeit des Wassergehalts von Blättern von einer hohen Konzentration gelöster Stoffe (ergo ein niedriges π0) zeigt. Eine hohe LSWC impliziert also ein hohes π0 und dies sind beides trockenheits-ausweichende Strategien, die von schnellwachsenden Bäumen angewandt werden. Darüber hinaus fanden wir einen starken negativen Zusammenhang zwischen RWC und gmin. Das könnte von dieser simplen mechanistischen Verknüpfung herrühren: wenn bei Trockenheit weniger Wasser verdunstet, führt das auch im Allgemeinen zu einem höheren Wassergehalt im Blatt.
Die Hypothese, dass die Blatthydraulik weitgehend von den nicht-physiologischen funktionellen Merkmalen von Stamm und Blatt entkoppelt ist, konnte nicht bestätigt werden. Erwartungsgemäß ist WSG stark mit LSWC gekoppelt, was erneut auf funktionelle Konvergenz von konservativen Strategien zurückzuführen ist. Auch die Blattdicke (Lthick) stand in positiver Beziehung zu RWC, LSWC und gmin, denn diese wirkt sich eindeutig auf die Fähigkeit eines Blattes aus, Wasser zu speichern.
Wie vermutet, standen die hydraulischen Eigenschaften der Blätter in keinem signifikanten Zusammenhang mit der Wachstumsrate des Stammdurchmessers oder der mittleren jährlichen Mortalitätsrate. Die wesentlichste Erkenntnis dieser Arbeit war, dass die Sauerstoff-Isotopenzusammensetzung des Blattes (δ18O) sowohl für das Baumwachstum als auch für die Mortalität den wichtigsten und einzig signifikanten Prädiktor darstellt. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass δ18O ein Indikator für die stomatäre Leitfähigkeit ist, die die Transpiration der Blätter und die Nährstoffaufnahme der Pflanzen steuert und somit indirekt die Pflanzenproduktivität beeinflusst. Dass hydraulische Effizienz im Widerspruch mit hydraulischer Sicherheit, bzw. Embolieresistenz steht, könnte die Beziehung zwischen δ18O und der Mortalitätsrate erklären. Schließlich wiesen die Blatthydraulik sowie die meisten Merkmale der Nährstoffversorgung ein mäßiges bis hohes Maß an phylogenetischem Konservatismus auf. Dies deutet darauf hin, dass sich die Anpassungen an die Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit vergleichsweise langsam entwickeln und dass diese Merkmale einer stabilisierenden Selektion unterworfen sind.