Abstract (deu)
Diese Arbeit liefert an einem konkreten Beispiel Einblick in das Wissen und die Bildung von Frauen in geistlichen Gemeinschaften im Spätmittelalter. Zu diesem Zweck wird eine ausgewählte Gemeinschaft, jene der als Dominikanerinnen gegründeten und später als Augustiner-Chorfrauen lebenden Schwestern von St. Laurenz in Wien, ausgehend von einem Regel- und Statutenbuch aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, untersucht. Bildung wird dabei als Teil der Lebensform der Schwestern verstanden und ihr „Wissen“ in ihrem geistlichen Motivationshorizont in einer umfassenden Perspektive analysiert. Im ersten Teil der Arbeit stehen die Entstehung und Entwicklung des Klosters St. Laurenz vom 13. bis zum 15. Jahrhundert im Mittelpunkt. Anschließend folgt eine Auseinandersetzung mit den normativen Quellen des Stifts St. Laurenz aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Dabei wird insbesondere der Überlieferungskontext der Hauptquelle dieser Arbeit, des hier zum ersten Mal ausführlicher untersuchten und kontextualisierten Regel- und Statutenbuchs B81 aus dem Wiener Stadt- und Landesarchiv, analysiert. Im zweiten Teil der Arbeit werden die in der Quelle vorkommenden Hinweise auf Wissen und Bildung der Frauen in dieser Gemeinschaft untersucht und im Kontext der Geschichte der Bildung in spätmittelalterlichen Frauenklöstern text- und diskursanalytisch erläutert. Der Normtext bietet Einblick in den Diskurs über die Aufnahme und Einübung von Novizinnen, die alltäglichen liturgischen Praktiken, die Handarbeit, das Expertinnenwissen und die Stiftsämter sowie die Bücherbewahrung und -beschaffung im Stift. Im Anhang wird das Regel- und Statutenbuch B81 als Transkription wiedergegeben sowie eine Gegenüberstellung seiner Kapitelüberschriften mit jenen aus den „Wiener Konstitutionen“ der Augustiner-Chorherren von St. Dorothea in Wien zur Verfügung gestellt.