Abstract (deu)
Archivische Bewertungsarbeit stellt einen Grundpfeiler der ArchivarInnentätigkeit dar und gehört zu den am meist diskutierten Themenfeldern innerhalb der Archivwissenschaft. Trotzdem gibt es nur sehr wenige Arbeiten, die den gesamten Bewertungsprozess abbilden. Bewertungsarbeit ist stark praxisorientiert und die durchgeführten Methoden werden nur sehr spärlich erklärt. Darüber hinaus wird in den Archivgesetzen suggeriert, dass den Unterlagen die Archivwürdigkeit als unveränderlicher Wert anhaftet und die Aufgabe der ArchivarInnen lediglich darin besteht, den Unterlagen diese gesetzlichen Normen zuzuordnen. Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich deshalb mit der Frage, ob sich durch die Anwendung von zwei unterschiedlichen Bewertungstheorien und -methoden an ein und derselben Registraturserie Unterschiede im Ergebnis der Überlieferungsbildung ergeben. Als Untersuchungsgegenstand dienen dabei die Personalakten der PflichtschullehrerInnen, die beim Landeschulrat für Oberösterreich (heutige Bildungsdirektion Oberösterreich) angefallen sind. Die Unterlagen wurden auf der Basis der theoretischen Überlegungen von Theodore R. Schellenberg und auf der Basis das Macro-Appraisal, welches von Terry Cook und den Library and Archives Canada entwickelt wurde, bewertet.
Durch den Vergleich der Ergebnisse konnten nicht nur erste Antworten auf die Frage der Archivwürdigkeit von Unterlagen gefunden werden, sondern es war darüber hinaus möglich, grundlegende Aspekte der Bewertung von Personalunterlagen zu diskutieren. Des Weiteren wirft diese Arbeit das Scheinwerferlicht auf die noch recht unerforschte Institution des Landeschulrats, dessen Unterlagen hinsichtlich der Archivierung für die österreichischen Archive eine große Herausforderung darstellen werden.