Abstract (deu)
Diese Arbeit untersucht die soziomaterielle Praxis des automatisierten Fahrens, ihre Limitierungen und soziale Dimension anhand einer Fallstudie. Im Stadtentwicklungsgebiet Seestadt fuhren zwei autonome Kleinbusse im Rahmen eines öffentlichen Testbetriebs entlang einer kurzen Route. Das auto.Bus Seestadt Forschungsprojekt wurde von einem interdisziplinären Forschungsteam bestehend aus sechs Organisationen und Firmen umgesetzt, darunter der Verkehrsbetrieb Wiener Linien und das Austrian Institute of Technology. Ziel dieser Masterarbeit ist es zu verstehen, wie die Projektpartner die Shuttles und das Wohnviertel im Rahmen der Implementierung aneinander angepasst haben. Basierend auf klassischen Akteur-Netzwerk Theorien und verwandten Ansätzen zur Erforschung von urbanen Räumen und Infrastrukturen werden die Projektpartner als Erbauer des Netzwerks interpretiert, die bestehende Infrastrukturen mit neuen Akteuren und Technologien zusammensetzten und so die vernetze Infrastruktur des Testbetriebs erschufen.
Um die Routine des automatisierten Fahrens zu verstehen, führte der Autor autoethnographische Feldarbeit in der Seestadt durch und fuhr mehrmals mit den Bussen. Zudem führte der Autor fünf qualitative, problemzentrierte Interviews mit Vertreter_innen der Projektpartner und des aspern.mobil LAB als externen Partner, sowie mit einem der Operatoren. Die Ergebnisse zeigen, dass Automatisierung keine statische Funktion autonomer Fahrzeuge ist, sondern das Resultat von Übersetzungsarbeit und der Kooperation zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren. Die Seestadt als Smart City Entwicklungsgebiet stellte einen günstigen Ausgangspunkt für das Projekt dar und wurde von den Partnern in eine ideale Testumgebung umgewandelt. Der Transport von Passagieren nach einem flexiblen Fahrplan und das Testen von automatisierten Fahrsystemen ergänzten sich. Durch den Testbetrieb konnten die Projektpartner Daten und Erfahrungen unter realen Bedingungen sammeln und gleichzeitig die Erwartungen an das neuartige Angebot regulieren. Die Komplexität des analysierten Akteur-Netzwerks zeigt, dass der Automatisierungsgrad nicht von abstrakten technischen Spezifizierungen abhängt, sondern von den materiellen Bedingungen des Betriebs und des Einsatzgebiets.