Abstract (deu)
Die Analyse der selbst herausgebrachten Lagerzeitschrift „Der Lagerspiegel“ von ehemaligen Nationalsozialisten und Funktionären des NS-Regimes, die in einem Lager der Westalliierten in Wolfsberg interniert waren, soll mögliche Aussagen über ihren Lageralltag und die infrastrukturellen sowie zwischenmenschlichen Strukturen lukrieren. Der Fokus soll dabei nicht auf der Lagerpolitik der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich liegen. Dieser sogenannte „Lageralltag“ ist hierbei als eine Art Sammelbegriff zu verstehen, welcher etwa die täglichen Aufgaben im Lager, das Freizeitprogramm, die Versorgung mit Medikamenten, die Verpflegung mit Nahrungsmitteln und die Hygiene Bedingungen umschreibt. In wie weit lassen sich diese Bereiche aus einer Zeitung extrahieren, welche mit bestimmter Intention herausgegeben worden ist? Kann überhaupt etwas verwertbares ermittelt werden? Wie viel Aussagekraft ist dem Fehlen eines bestimmten Bereiches zu zuordnen? Lassen sich Antworten auf die Frage nach dem Denken und den Vorstellungen der Insassen finden? Für diese Untersuchung wurde die Methode der Diskursanalyse nach Jäger gewählt. Damit konnten alle untersuchten Aspekte (Sprache, Bilder, Symbole) ihrer Analyse unterzogen werden. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Internierten die Zeitschrift nicht aus altruistischen Motiven herausgegeben hatten, sondern der Impetus hier eindeutig ein egoistischer war. Das Ziel war es, die Stimmung innerhalb der Bevölkerung und des Wachpersonals zu ihren Gunsten zu beeinflussen, indem sie ihr Handeln bagatellisierten, um auf diesem Weg Druck ihre Freilassung betreffend auf die Besatzer auszuüben. Zeitgleich wurden stringent jegliche Schuld und Mittäterschaft negiert, indem sie keine Erwähnung fanden und man sich selbst heroisiert sowie über die eigene Situation echauffierte um so den anderen seinen Willen aufzuoktroyieren.