Abstract (deu)
Das Alter stellt in modernen Gesellschaften nicht nur eine allgegenwärtige Größe dar, sondern eröffnet und beschränkt Handlungsspielräume, welche uns einen Platz in der Gesellschaft zuweisen. Welchen Einfluss die Coronapandemie auf die eigene Wahrnehmung und Darstellung des Alter(n)s von Personen ab 65 Jahren hat, galt es in dieser Arbeit herauszufinden. Die Sekundäranalyse zweier Erhebungswellen einer Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität und themenzentrierte Interviews zeigen dabei, dass die Adressierung als Risikogruppe eine Auswirkung auf das subjektive Altersempfinden hat. Die Auswertung der quantitativen Daten ergibt, dass sich die Anzahl der älteren Befragten, welche sich subjektiv älter fühlen, im Vergleich von der ersten Welle zur zweiten verdreifacht. Qualitativ wird ersichtlich, dass das chronologische Alter im Alltag präsenter ist. Im Selbst- und Fremdbild des Alters zeigen sich die Auswirkungen der Adressierung als Risikogruppe, indem sich die Älteren nach einer öffentlichen Zuschreibung als schutzbedürftig sehr regelkonform verhalten, um sich so einerseits vor der Krankheit zu schützen und andererseits dem sozialen Druck ihres Umfelds nachzukommen. Im Rahmen der Pandemie wurde dabei der Handlungsspielraum zum Schutz der eigenen Gesundheit eingeschränkt und den Sicherheitsbestimmungen angepasst. Es entsteht eine Art des pandemischen Doing Age, bei welchem das Alter auch durch das Unterlassen von bestimmten Tätigkeiten hergestellt wird.