Abstract (deu)
Mit der Corona-Krise erlebten Familien ab März 2020 eine unbekannte Situation, die eine Umstrukturierung von üblichen Alltagshandlungen notwendig machte. Diese Masterarbeit untersucht das Erleben der Care-Arbeit von Alleinerzieherinnen für ihre Kinder während des ersten Jahres der Corona-Pandemie in Österreich. Es wird außerdem nach den subjektiven Mutterschaftsansprüchen und der Bedeutung der eigenen Bedürfnisse sowie des eigenen Wohlbefindens gefragt. Theoretisch ist die Arbeit in das Konzept des Symbolischen Interaktionismus, des Doing Family-Ansatzes und des Family Resilience-Konzepts eingebettet. Die Arbeit stützt sich empirisch auf problemzentrierte Interviews aus den ersten zehn Erhebungswellen (Frühling 2020 bis Frühling 2021) der qualitativen Längsschnittstudie „Corona und Familienleben“. Das hier untersuchte Subsample stellen acht Fälle alleinerziehender Mütter mit mindestens einem Kind im Alter von höchstens 12 Jahren dar. Für die Datenanalyse wurde zunächst die Feinstrukturanalyse an einigen Textstellen angewandt. Anschließend wurden die Interviews mithilfe des Kodierverfahrens der Grounded Theory ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass Alleinerzieherinnen auf ein ständiges Abwägen und Ausbalancieren von Handlungsmöglichkeiten angewiesen waren. Es kam zu Vereinbarkeitsproblematiken zwischen der Care-Arbeit und der Erwerbsarbeit der Mütter. Die Befragten sahen sowohl aufgrund ihrer Care-Anforderungen als auch aus Gründen des Kindeswohls eine Notwendigkeit von geöffneten Bildungseinrichtungen. Die subjektiven Mutterschaftsansprüche orientierten sich am Wohl des Kindes, wobei die Mütter auch Wert auf ihre eigenen Bedürfnisse legten. Für das eigene Wohlbefinden erwiesen sich Sozialkontakte als besonders relevant. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen gemeinsamer Familienzeit und Zeit ohne Kinder erschien für die Alleinerzieherinnen in der Krisen-Zeit bedeutsam.