Abstract (deu)
Die gewöhnliche Rosskastanie Aesculus hippocastanum (Hippocastanaceae) hat die Eigenschaft, dass sich die Saftmale der Blüten während der Anthese von gelb, über orange zu rot verfärben. Es wird vermutet, dass die Rosskastanie ihren Bestäubern damit signalisiert, welche Blüten frisch, mit Nektar und daher attraktiv und welche Blüten alt, ohne Belohnung und demnach unattraktiv für diese sind. In der Literatur wird dieses Phänomen rein auf den Farbwechsel der Blütensaftmale zurückgeführt. Jedoch wurde in früheren Studien angemerkt, dass sich mit der Farbänderung der Saftmale auch der Duft verändert, welcher von der Blüte emittiert wird. Bisher wurde dies hauptsächlich durch das Riechen an der Blüte festgestellt und kaum chemisch analysiert und bewiesen. In dieser Studie wurde zum ersten Mal an einer größeren Stichprobe untersucht, ob sich der olfaktorische Reiz tatsächlich mit der Umfärbung des optischen Reizes ändert. Hierzu wurden an Einzelblüten parallel Duft-, Farb- und Nektarmessungen durchgeführt. Es konnte festgestellt werden, dass sich der Blütenduft mit dem Farbwechsel der Blüten verändert. Sieben unterschiedliche Duftstoffe konnten als korrelierend mit den einzelnen Farbphasen der Blüte identifiziert werden: 1-Pyrrolin, 2-Methoxy-4-Vinylphenol, Indol, Methylisovalerat, unk1043, unk1185 und unk1873. Mit Hilfe eines bienenspezifischen Farbraums konnte gezeigt werden, dass die unterschiedlichen Färbungen der Rosskastanien-Blüte von Bombus terrestris, als Beispiel für einen natürlichen Bestäuber von A. hippocastanum, höchstwahrscheinlich wahrgenommen und auch unterschieden werden können, da sich das Reflektionsspektrum der Saftmale sowohl im Kontrast als auch in der Farbe unterscheidet. Außerdem konnte gezeigt werden, dass der Besuch der jungen Blüten mit gelbem Saftmal für die Bestäuber der gewöhnlichen Rosskastanie am lohnendsten ist, da in dieser Phase der Hauptteil des Nektars produziert wird. Auf Grund der Ergebnisse in dieser Studie kann angenommen werden, dass die Blütenfarbe und möglicherweise auch der Duft als ehrliches Signal der gewöhnlichen Rosskastanie für ihre Bestäuber dienen. Dies sollte jedoch auch noch durch Verhaltensexperimente bestätigt werden.