Abstract (deu)
Viele Pflanzenarten nutzen unterschiedliche Modalitäten, um potenzielle Bestäuber anzulocken. Ihr Display kann diverse Informationen bereitstellen, wie zum Beispiel die eigene Fitness sowie die angebotene Belohnung. Diese Signale können in unterschiedlichster Weise von den blütenbesuchenden Insekten wahrgenommen werden. In bisherigen Studien sind visuelle und olfaktorische Reize die meistdiskutierte Art der Anlockung. Die gemeine Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) ist zum Beispiel eine Art, welche ihre „Saftmale“, während der Anthese von gelb über orange zu rot verfärbt und zeitgleich mit dem Farbwechsel auch den Blütenduft ändert. In diesem Kontext konnte in bisherigen Studien beobachtet werden, dass Bienen hauptsächlich jene Blüten mit gelben Saftmalen anfliegen, während Blüten mit orangenem oder rotem Saftmal nicht oder nur selten besucht werden. Ob dieses Verhalten allein durch die Farbe oder auch durch den unterschiedlichen Blütenduft ausgelöst wird und wie diese Blütenmerkmale von den Bestäubern gelernt werden, wurde bisher noch nicht geklärt. Die vorliegende Studie analysierte anhand einer bekannten Hummelart (Bombus terrestris), welche ein wichtiger Bestäuber der gemeinen Rosskastanie ist, inwiefern sich blütennaive Individuen von einem für sie noch nie wahrgenommen Duft oder einer noch nie gesehenen Farbe lenken lassen und ob sie lernen können, die verschiedenen Düfte und Farben zu unterscheiden. Durch Verhaltensexperimente mit künstlichen Blüten und Duftextrakten, welche die echten Blüten von A. hippocastanum imitierten, konnte der Lernprozess der Hummel nachgestellt werden. Während eines Trainings in einer Flugarena wurde ausgewählten Sammlerinnen eine Auswahl an Kunstblüten geboten, welche entweder mit einem Duft- oder Farbstimulus präsentiert wurden. Der zu trainierende Reiz wurde mit einer Zuckerlösung belohnt. In einem anschließenden nicht-belohnenden zwei-Wahl-Test konnte beobachtet werden, ob der zuvor trainierte Stimulus gelernt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl der gelbe als auch der rote Duftreiz unabhängig voneinander gelernt werden konnten, jedoch nicht voneinander unterschieden wurden. Interessant ist auch, dass der Farbreiz schneller mit einer Belohnung assoziiert wurde als der angebotene Duftstimulus.