Abstract (deu)
Die natürliche Umwelt unserer Gegenwart ist aus der Entwicklung der Erde seit ihrer Entstehung vor rund 4,6 Milliarden Jahren hervorgegangen. Das Entschlüsseln dieser ereignisreiche Geschichte hilft uns daher zu erfassen, woher wir kommen, welche Mechanismen das Erdsystem bestimmen und wie mögliche zukünftige Entwicklungen einzuordnen sind. Das Mesozoikum (∼252–66 Millionen Jahre vor heute) war eine entscheidende Phase des Übergangs vom letzten Superkontinent Pangäa hin zur gegenwärtigen, fragmentierten Kontinentalverteilung mit ihren bekannten Klimazonen, sowie von alten paläozoischen zu moderneren känozoischen Lebensformen, einschließlich der Evolution der Säugetiere. Diese Dissertation hat das Ziel, zu einem tieferen Verständnis von paläoklimatischen Veränderungen dieser geologischen Ära beizutragen. Um die Dynamik des Klimas unter den Rahmenbedingungen und Antriebskräften des Mesozoikums zu charakterisieren, werden dabei gekoppelte Erdsystemmodelle (ESM) verwendet. Eine Vielzahl von Umweltveränderungen und ihrer jeweiligen Treiber haben im Laufe der Erdgeschichte gewirkt. Für die vorgelegte Arbeit werden drei Ebenen mit jeweils unterschiedlichen Zeitskalen und Antriebsmechanismen betrachtet: (I) die langfristige Klimaentwicklung über das gesamte Mesozoikum, die von Prozessen auf tektonische Zeitskalen (>1 Myr) angetrieben wurde, (II) Klimaoszillationen, die durch Orbitalzyklen mit Periodendauern von ∼10–100 kyr angetrieben wurden, (III) Umweltstörungen auf Zeitskalen von 1 yr bis 100 kyr, die durch großskaligen Vulkanismus hervorgerufen wurden. Jedes dieser drei Regime wird in einer von drei Publikationen dieser Dissertation behandelt, wobei der Fokus jeweils auf bestimmte Aspekte oder Zeiträume liegt. Im ersten Teil der Arbeit wird die langfristige Klimaentwicklung des Mesozoikums mithilfe eines Ensembles von Gleichgewichtsklimasimulationen für 40 geologische Zeitscheiben untersucht. Dafür wurden mehr als 200 Simulationen mit dem CLIMBER-3α ESM bei systematisch variierten Randbedingungen, einschließlich der Paläogeographie, der atmosphärischen CO2-Konzentrationen, der Orbitalparameter und der Sonnenleuchtkraft durchgeführt. Diese Simulationen zeigen einen grundlegenden Erwärmungstrend während des Mesozoikums an, der durch eine zunehmende Überflutung der Kontinente und die wachsende Sonnenleuchtkraft angetrieben wurde. Relativ hohe rekonstruierte pCO2-Werte legen besonders warme Treibhausbedingungen während der Trias und der Mittelkreide nahe, wohingegen niedrigere pCO2-Werte zu niedrigeren Temperaturen im Jura und am Ende der Kreidezeit beitrugen. Die Fragmentierung und Überflutung verursachte einen Trend hin zu feuchteren, weniger saisonalen und stärker zonalen Klimaten. Die präsentierte Zusammenführung von verschiedenen Modell- und Proxy-Daten bietet einen vertieften Einblick in die großen klimatischen Trends des Mesozoikums. Dies dient auch dazu, die folgenden zwei Teile dieser Arbeit in einen langfristigen Rahmen einzuordnen, da sie sich mit kurzfristigeren Prozessen anhand repräsentativer Beispiele aus bestimmten Stufen des Mesozoikums befassen. Eines dieser Beispiele stellen die zyklischen Abfolgen von Seesedimenten der späten Trias dar, welche aus den Newark-Hartford Becken (NHB) im Osten der USA stammen. Dieses geologische Archiv offenbart die starke Modulation des Klimas durch Orbitalzyklen auf Zeitskalen von ∼10^4–10^5 Jahren in den Tropen Pangäas in einem Treibhausklimazustand. Der zweite Teil dieser Arbeit analysiert ein Ensemble von orbital angetriebenen transienten Klimasimulationen mit dem CLIMBER-X ESM für neun geologische Zeitscheiben von 230 bis 190 Ma. Die Simulationen werden mit zwei verschiedenen paläogeographische Rekonstruktionen und für drei pCO2-Werte durchgeführt. Angetrieben werden sie durch ein idealisiertes Orbitalforcing, das sich aus periodischen Änderungen der Exzentrizität, Präzession und Obliquität zusammensetzt (20, 40 und 100 kyr). Dies bietet neuartige Möglichkeiten, die Trends und Fluktuationen der Seewassertiefen in den NHB klimatisch zu interpretieren. Die Bewegung Pangäas nach Norden verursacht in den Simulationen einen Übergang von einem tropisch feuchtem Klima in der NHB-Region hin zu stärker saisonalen und schließlich semi-ariden Klimaten. In Übereinstimmung mit den Sedimentbefunden ist die orbitale Modulation der Niederschlags–Verdunstungsbilanz während des Zeitraums von 220 bis 200 Ma am stärksten ausgeprägt. Für frühere Zeitscheiben ist sie durch eine geringe Saisonalität limitiert, für spätere Zeitscheiben durch die ausgeprägtere Trockenheit. Niedrige pCO2 -Werte verursachen trockenere Bedingungen und ein gedämpftes Orbitalsignal im Rhaetium (∼208–201 Ma). Höhere Werte als Resultat von vulkanischen Kohlenstoffemissionen tragen hingegen zu humideren Bedingungen und stärkeren Feuchtigkeitszyklen an der Trias-Jura-Grenze (∼201 Ma) bei. Die Simulationen legen außerdem nahe, dass Obliquitätssignale in der NHB Region daher stammen, dass sich Effekte aus höheren Breiten auf die saisonale Verschiebung des tropischen Niederschlagsgürtels auswirken. Diese Arbeit stellt den ersten Rahmen von transienten, orbitalgetriebenen, gekoppelten Klimamodellsimulationen unter Einbeziehung langfristiger paläogeographischer Veränderungen dar, der für eine Zeitperiode des Mesozoikums entwickelt wurde. Dieser Ansatz birgt großes Potential für die Interpretation und Korrelation weiterer zyklostratigraphischer Archive. Von den ausgeprägtesten und schnellsten Umweltstörungen des Mesozoikums wird ein Großteil mit vulkanischen Episoden, den magmatischen Großprovinzen (LIPs), in Verbindung gebracht. Der dritte Teil dieser Arbeit untersucht Auswirkungen von vulkanischen Gasemissionen der Zentralatlantischen Großprovinz (CAMP) und ihre mögliche Rolle für das Massenaussterbeereignis am Ende der Trias. Ein Ensemble von Klima-Biogeochemie-Simulationen mit dem CLIMBER-3α+C ESM wurde hierfür unter Verwendung einer Paläogeographie für die späte Trias und von Ausgangszuständen bei drei pCO2-Werten durchgeführt. Diese Ausgangszustände wurden dann durch kurze (∼1–6 kyr) vulkanische Emissionspulse gestört, im Zuge derer 2500–7500 GtC in die Atmosphäre emittiert werden und 0–500 GtS stratosphärische Aerosole bilden. Die Simulationen zeigen, dass diese gleichzeitigen Antriebe eine Abfolge von kurzer, variabler Abkühlung und nachfolgend langanhaltender, globaler Erwärmung (+1.8 bis +4.4°C) verursachen können. Die Abkühlung über Zeiträume von Jahren bis Jahrtausenden wird dabei durch den Strahlungsantrieb der Schwefelaerosole verursacht und überschreitet −4°C in vielen der getesteten Szenarien. Letztere sind auf Grundlage verfügbarer Abschätzungen über die Art, Menge und zeitliche Verteilung der vulkanischen Emissionen der CAMP gestaltet worden. Da deren Rekonstruktion anhand geologischer Befunde jedoch eine große Herausforderung darstellt, dient die Modellierung auch dazu, mögliche Auswirkungen einer Reihe verschiedener Szenarien zu beschreiben. Die Ergebnisse zeigen, dass die modellierten Abkühlungs- und Erwärmungssequenzen zu suboptimalen Temperaturen in Korallenhabitaten und durch die abwechselnden Trends erhöhten Temperaturstress geführt haben könnten. Eine Versauerung und zunehmende Sauerstoffarmut sind ebenfalls zu beobachten. Diese Mechanismen werden allgemein als die durch LIPs hervorgerufenen Treiber der markanten geologischen Ereignisse des Mesozoikums diskutiert. Zusammen mit der Abbildung dieses Gesamtzeitraums (Teil I), können die hier entwickelten Modellierungsansätze den Weg für eine zusammenführende Untersuchung der Umweltstörungen im Zuge der LIP-Episoden des Mesozoikums ebnen. In Summe bietet diese Forschungsarbeit einen umfassenden Blick auf das Paläoklima des Mesozoikums und im Allgemeinen auf natürliche Klimaveränderungen auf Zeitskalen von Jahren bis zu vielen Jahrmillionen. Die drei Teile der Arbeit gewähren neue Erkenntnisse über die langfristige Klimaentwicklung auf tektonischen Zeitskalen, die Klimamodulation durch Orbitalzyklen sowie Störungen des Erdsystems während des Mesozoikums durch LIP-Vulkanismus. Jeder der drei Teile entwickelt neuartige Modellierungsansätze unter der Verwendung von Erdsystemmodellen mittlerer Komplexität (EMICs). Im Ergänzung zu ressourcenintensiveren AOGCMs (Atmosphere-Ocean General Circulation Model) sind dies wertvolle Werkzeuge zur Erforschung der fernen Erdvergangenheit, da sie große Ensembles und relativ lange Simulationen erlauben. Dadurch können relevante empirische und modellierte Erkenntnisse in den Modellierungsansatz einbezogen werden, einerseits um Randbedingungen und Antriebsfaktoren der Modelle zu definieren und andererseits um die Modellierungsergebnisse mit Proxydaten zu verknüpfen.