Title (deu)
Die archäologische Perspektive auf Abfallentsorgung als Endphase der Objektnutzung in Spätmittelalter und Neuzeit
Author
Florian Christoph Hladky
Advisor
Claudia Theune
Assessor
Claudia Theune
Abstract (deu)
Obwohl die Kategorie Müll so allgegenwertig in der archäologischen Forschung vorhanden ist, ist das Feld der Müllforschung ein vergleichsweise Junges. Dafür ist es umso spannender. Im Müll verbergen sich zahlreiche Möglichkeiten, einem Verständnis für menschliches Verhalten näher zu kommen. Müll ist eines der ältesten Probleme, mit dem sich menschliche Gesellschaften auseinandersetzen mussten. Gleichzeitig ist er einer der deutlichsten Ausdrücke, eines in Kategorien geordneten Weltbildes. Müll ist also wie kaum etwas anderes geeignet, einen Einblick in eine fundamentale Wertevorstellung einer Person oder Gesellschaft zu geben. Was wird als wünschenswert, gut, nützlich wahrgenommen und was als ablehnenswert, schlecht, wertlos? In einer geordneten Gesellschaft, die versucht sich nur mit dem Guten und Nützlichen zu umgeben, ist Müll das, was übrigbleibt, das, was von dieser Ordnung abfällt. Soll die Ordnung wiederhergestellt werden, zwingt er zur Reaktion, sonst droht die Kontamination. Er muss entsorgt werden. Die Gründe, wie und warum etwas die Grenze vom Nützlichen hin zum Entsorgungswerten überschreitet, sind vielfältig und nicht nur rein naturalistisch zu sehen. Sie werden in vielen Fällen auch erst sozial konstruiert. Die vielen Forschungsansätze und Theorien zeigen eindrücklich wie komplex dieses scheinbar einfache Thema ist, mit dem wir meist möglichst wenig konfrontiert werden wollen. Sie zeigen auch, welche vielschichtigen sozialen Vorgänge sich im Müll widerspiegeln. Müll hat nicht nur das Potential unsere Vorstellung von einer geordneten Welt zu bedrohen, sondern auch unsere Vorstellung von uns selbst. Müll ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, der uns ungeschönt auch die Dinge zeigt, die wir manchmal lieber nicht sehen wollen.
Abstract (eng)
Although rubbish is so ubiquitous in archaeological research, the field of research about rubbish is comparatively young. There are numerous possibilities hidden in garbage, that allow a closer understanding of human behavior. Garbage is one of the oldest problems human societies have had to deal with. At the same time, it is one of the clearest expressions of a worldview, that is organized into categories. Garbage is more suitable than almost anything else to give an insight into a fundamental concept of value, belonging to a single person or even a whole society. What is perceived as desirable, good and useful and what is undesirable, bad, and worthless? In a society that values order and therefore tries to surround itself only with the good and useful, everything that falls away from this order, can be seen as garbage. If order shall be restored, garbage forces a reaction, otherwise there is a risk of contamination. Therefore, garbage must be disposed. The reasons how and why something crosses the line from being useful to being disposable are manifold and not just to be seen in a purely naturalistic way. In many cases, they are first and foremost socially constructed. Many scientific approaches and theories are able to show how complex this seemingly simple topic can be. They also show the complex social processes, that can be reflected through garbage. Garbage can be seen as a mirror of our society, reminding us of things we sometimes would prefer not to see.
Keywords (deu)
ArchäologieAbfallentsorgungMüllSpätmittelalterNeuzeitObjektkategorisierung
Keywords (eng)
archaeologywaste disposalgarbagelate middle agesmodern timesobject categorization
Subject (deu)
Type (deu)
Extent (deu)
96 Seiten
Number of pages
98
Study plan
Masterstudium Urgeschichte und Historische Archäologie
[UA]
[066]
[801]
Members (1)
Title (deu)
Die archäologische Perspektive auf Abfallentsorgung als Endphase der Objektnutzung in Spätmittelalter und Neuzeit
Author
Florian Christoph Hladky
Abstract (deu)
Obwohl die Kategorie Müll so allgegenwertig in der archäologischen Forschung vorhanden ist, ist das Feld der Müllforschung ein vergleichsweise Junges. Dafür ist es umso spannender. Im Müll verbergen sich zahlreiche Möglichkeiten, einem Verständnis für menschliches Verhalten näher zu kommen. Müll ist eines der ältesten Probleme, mit dem sich menschliche Gesellschaften auseinandersetzen mussten. Gleichzeitig ist er einer der deutlichsten Ausdrücke, eines in Kategorien geordneten Weltbildes. Müll ist also wie kaum etwas anderes geeignet, einen Einblick in eine fundamentale Wertevorstellung einer Person oder Gesellschaft zu geben. Was wird als wünschenswert, gut, nützlich wahrgenommen und was als ablehnenswert, schlecht, wertlos? In einer geordneten Gesellschaft, die versucht sich nur mit dem Guten und Nützlichen zu umgeben, ist Müll das, was übrigbleibt, das, was von dieser Ordnung abfällt. Soll die Ordnung wiederhergestellt werden, zwingt er zur Reaktion, sonst droht die Kontamination. Er muss entsorgt werden. Die Gründe, wie und warum etwas die Grenze vom Nützlichen hin zum Entsorgungswerten überschreitet, sind vielfältig und nicht nur rein naturalistisch zu sehen. Sie werden in vielen Fällen auch erst sozial konstruiert. Die vielen Forschungsansätze und Theorien zeigen eindrücklich wie komplex dieses scheinbar einfache Thema ist, mit dem wir meist möglichst wenig konfrontiert werden wollen. Sie zeigen auch, welche vielschichtigen sozialen Vorgänge sich im Müll widerspiegeln. Müll hat nicht nur das Potential unsere Vorstellung von einer geordneten Welt zu bedrohen, sondern auch unsere Vorstellung von uns selbst. Müll ist ein Spiegel unserer Gesellschaft, der uns ungeschönt auch die Dinge zeigt, die wir manchmal lieber nicht sehen wollen.
Abstract (eng)
Although rubbish is so ubiquitous in archaeological research, the field of research about rubbish is comparatively young. There are numerous possibilities hidden in garbage, that allow a closer understanding of human behavior. Garbage is one of the oldest problems human societies have had to deal with. At the same time, it is one of the clearest expressions of a worldview, that is organized into categories. Garbage is more suitable than almost anything else to give an insight into a fundamental concept of value, belonging to a single person or even a whole society. What is perceived as desirable, good and useful and what is undesirable, bad, and worthless? In a society that values order and therefore tries to surround itself only with the good and useful, everything that falls away from this order, can be seen as garbage. If order shall be restored, garbage forces a reaction, otherwise there is a risk of contamination. Therefore, garbage must be disposed. The reasons how and why something crosses the line from being useful to being disposable are manifold and not just to be seen in a purely naturalistic way. In many cases, they are first and foremost socially constructed. Many scientific approaches and theories are able to show how complex this seemingly simple topic can be. They also show the complex social processes, that can be reflected through garbage. Garbage can be seen as a mirror of our society, reminding us of things we sometimes would prefer not to see.
Keywords (deu)
ArchäologieAbfallentsorgungMüllSpätmittelalterNeuzeitObjektkategorisierung
Keywords (eng)
archaeologywaste disposalgarbagelate middle agesmodern timesobject categorization
Subject (deu)
Type (deu)
Number of pages
98