Abstract (deu)
Der Prozess der Gastrulation ist essenziell für die Spezifizierung und Anordnung der Keimblätter während der Embryonalentwicklung. Insbesondere die räumliche Organisation der Keimblätter ist von kontrollierten und gerichteten Zellbewegungen abhängig. Während der Gastrulation in Zebrafischembryonen werden die Vorläufer der Mesodermzellen am Rand des Blastoderms spezifiziert und migrieren anschließend zum Animalpol. Obwohl die primären Regulatoren der Mesodermspezifizierung bereits identifiziert sind, sind die molekularen Mechanismen, die die gerichtete Zellbewegung des Mesoderms dirigieren, noch weitgehend unbekannt. Es wurde lang angenommen, dass gerichtete Zellbewegungen durch Chemokingradienten dirigiert werden, die von einer lokalen Chemokinquelle ausgehen. Jedoch zeige ich hier, dass die Migration des Mesoderms durch einen selbstgenerierten Gradienten des kleinen Proteins Toddler/Apela/ELABELA dirigiert wird und die Entstehung dieses Gradienten durch den Apelin Rezeptor (Aplnr) koordiniert wird, der spezifisch in Mesodermzellen exprimiert wird. In dieser Doktorarbeit zeige ich einerseits, dass Toddler als ein Chemokin für Aplnr-exprimierende Zellen wirkt, jedoch andererseits, dass die gerichtete Bewegung von Mesodermzellen im Embryo unabhängig von der Lage der Toddler-Quelle ist. Durch die Anwendung von numerischen Simulationen in Kombination mit Experimenten vereinbaren wir diese, auf den ersten Blick widersprüchlichen Resultate und zeigen, dass (i) die Lage des Chemokin-Fängers (Aplnr) und nicht der Chemokin-Quelle (Toddler) die Richtung der Zellbewegung definiert, (ii) ein Kollektiv an Aplnr-exprimierenden Zellen, jedoch nicht eine einzelne Zelle, in der Lage ist sich effektiv und gerichtet in einer homogenen Toddler-Umgebung zu bewegen, und (iii) Aplnr eine doppelte Aufgabe hat, indem der Rezeptor einerseits als Chemokin-Fänger für Toddler agiert und andererseits als Chemokinrezeptor den selbstgenerierten Gradienten erkennt und die gerichtete Bewegung führt. Zusammenfassend liefert diese Arbeit eine überzeugende Antwort auf eine offenstehende Frage in der Entwicklungsbiologie: Wie ist die gerichtete Bewegung von Mesodermzellen während der Gastrulation in Zebrafischembryonen auf einer molekularen Ebene reguliert? Der hier beschriebene Mechanismus eines selbstgenerierenden Chemokingradientens, bei dem die Entstehung und das Erkennen des Gradientens durch ein und denselben Rezeptor ausgeführt wird, bietet einen einfachen jedoch robusten Mechanismus, durch den Mesodermzellen ihre eigene Migration steuern können.