Abstract (deu)
Jährlich sterben global gesehen 800.000 Menschen durch Suizid und im Jahr 2019 waren es in Österreich 1.113 Personen, wobei jedes Land, Region, Alter und Geschlecht betroffen sind. Wenn die wissenschaftliche Forschung von etwa zehn bis Einhundert Hinterbliebenen ausgeht, so sind allein in Österreich etwa 100.000 Personen Suizid-Hinterbliebene. In der vorliegenden Masterarbeit werden diese als jene Personen gefasst, deren Leben sich durch den suizidalen Verlust ändert. Die behandelte Forschungsfrage lautet: „Welche Resilienzen entwickeln Hinterbliebene, die eine nahestehende Person durch Suizid verloren haben?“. Folgende theoretischen (Vor-)Überlegungen sind eingeflossen: Trauer(n), Scham und Stigma, sowie soziale Herkunft, wobei diese in Verbindung zur Autoethnografie dargelegt wurde. Die methodisch-empirische Vorgehensweise war einerseits, anhand von Briefen/Tagebucheinträgen, autoethnografisch und andererseits wurden ein weiterer Vergleichsfall, eine Podcast Folge zur Thema Trauer und Suizid, sowie ein Expert*innen-Interview herangezogen. Mittels Grounded Theory nach Charmaz (2014) konnten zwei Theorie-Konzepte anhand der beiden kontrastierenden Fälle entwickelt werden: doing perfect family und post-suicidal world, wobei bei beiden Trauer(n) eine zentrale Relevanz darstellten und immer mit doxastisch wirkenden Normen verbunden ist. Doing perfect family wurde anhand der Inszenierung eines Begräbnisses, sowie familiären Traditionen des Besuchs der Grabstätte veranschaulicht. Das Generieren der post-suicidal world wird im Zuge eines Kommunikations-Kontinuums entwickelt, worin einerseits ein Dialog mit der*dem Suizident*in weiterhin möglich ist und in der sich andererseits eine neue Identität bildet. Beide Konzepte können jedoch nicht voneinander getrennt betrachtet werden, sondern sind ineinander verwoben.