Abstract (deu)
Staatliche Leistungen bei Erwerbslosigkeit tragen entscheidend zur sozialen Sicherung der Betroffenen bei, bergen jedoch auch das Risiko, Ungleichheiten zu verschärfen und soziale Exklusion zu fördern. Angesichts der derzeit geplanten Reform des österreichischen Arbeitslosengeldes lohnt ein Blick auf die Gefahr der sozialen Exklusion von Erwerbslosen. Ziel der Arbeit ist es daher, herauszufinden, inwiefern die Ausgestaltung der Leistungen bei Erwerbslosigkeit die Exklusionsrisiken von Erwerbslosen beeinflusst. Mithilfe logistischer Mehrebenanalysen werden die Effekte von individuellen sowie länderspezifischen Faktoren auf die Dimensionen sozialer Exklusion, der Einbindung in soziale Netze sowie der materiellen, kulturellen und politisch-institutionellen Teilhabe, untersucht. Die Daten auf Individualebene stammen von der EU-SILC aus dem Jahr 2015, in dem ein spezielles Modul über soziale und kulturelle Partizipation sowie materielle Deprivation enthalten ist. Auf Länderebene werden einerseits die Einteilung in wohlfahrtsstaatliche Regime und andererseits Daten bezüglich der Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme von Erwerbslosen berücksichtigt. Es wird deutlich, dass Erwerbslose, die bereits von Benachteiligung betroffen sind, wie Langzeiterwerbslose oder Personen mit geringem Bildungsniveau, in allen vier Dimensionen ein erhöhtes Exklusionsrisiko aufweisen. In sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaaten zeigt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Einbindung in soziale Netze, kulturelle, politisch-institutionelle sowie materielle Teilhabe als in den anderen Regimen. Weiterhin geben die Ergebnisse darüber Aufschluss, dass mit einer höheren Nettoersatzrate auch die Wahrscheinlichkeit auf materielle und kulturelle Teilhabe von Erwerbslosen steigt. Zudem wird ein positiver Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und der Einbindung in soziale Netze erkennbar.