Title (deu)
Selbstbefriedigung als (Selbst-)Regierungstechnologie
eine gouvernementalitätstheoretische Perspektive auf die Geschichte der Selbstbefriedigung
Author
Anna Gius
Advisor
Birgit Sauer
Assessor
Birgit Sauer
Abstract (deu)
In dieser Masterarbeit wird im Anschluss an Michel Foucault die strategische Funktion der Selbstbefriedigung betrachtet. Foucault argumentiert, dass die Selbstbefriedigung als privilegierter Wissensgegenstand sowie Zielscheibe und Verankerungspunkt der Macht im modernen Sexualitätsdispositiv des 18. und 19. Jahrhunderts eine zentrale Rolle spielt. Doch legt die Tatsache, dass sich gegenwärtig Angebote wie die Plattform OMGyes, die ihren Nutzer*innen Selbstbefriedigungstechniken für die Vulva vermittelt und von feministischen Stimmen propagiert wurde und hier eine Befreiungsrhetorik anklingt, die an die ‚sexuelle Revolution‘ erinnert, nahe, dass die Selbstbefriedigung über die Funktion als Wissensgegenstand und über das 18. und 19. Jahrhundert hinaus machtvolle Funktionen erbringt. Die These der vorliegenden Masterarbeit lautet, dass die strategische Funktion der Selbstbefriedigung in der Geschichte vom Beginn der Moderne bis in die Gegenwart erst sichtbar wird, wenn man sie als (Selbst-)Regierungstechnologie betrachtet. Um diesen Nachweis zu erbringen, wird eine gouvernementalitätstheoretische Perspektive erarbeitet, deren queer-feministische Erweiterung es möglich macht, Machtausübung als Bewegung in einem Bedingungsgefüge zu verstehen, die das moderne Subjekt und den modernen Staat sowie deren Verhältnis zueinander konstituiert und Regierbarkeit herstellt. Freiheit, Souveränität, Sexualität und Geschlecht werden als zentrale Scharniere des Bedingungsgefüges, durch die Regierbarkeit in der liberalen Gouvernementalität hergestellt wird, betrachtet. Im Anschluss an Gundula Ludwig wird herausgearbeitet, wie moderne Subjektkonstitution durch das Ineinandergreifen dieser Scharniere, entlang der Eckpfeiler Selbstverhältnisse, Körper und Normalisierung, regierbare Subjekte als Regierungsformen konstituiert werden, in denen sich durch die Selbsttätigkeit der Subjekte Regierungstechniken in Selbsttechnologien übersetzten. Gouvernementale Macht wird so wirksam und ihre Machtausübung in der Form des modernen Staates bestätigt, sodass sich Machtverhältnisse zu Herrschaftszuständen verfestigen können. Gegenwärtige Gouvernementalität wird als neoliberale Transformation der Regierungsrationalität begriffen, durch die Staat und Subjekt neu ins Verhältnis gesetzt werden. Mit dieser theoretischen Brille stellt die vorliegende Masterarbeit die Geschichte der Selbstbefriedigung als die Geschichte ihres Bedeutungswandels vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart dar und arbeitet die konstitutiven Funktionen heraus, die die Masturbation im jeweiligen historischen Kontext erfüllt. Es wird argumentiert, dass und inwiefern sie im 18. und 19. Jahrhundert eine Regierungstechnologie darstellt, während sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch die Funktion einer Selbstregierungstechnologie zu erfüllen beginnt. Es wird herausgearbeitet, wie sich ab den 1960er Jahren – vor allem ausgehend von feministischen Diskursen – die Vorstellung verbreitet, dass die Selbstbefriedigung der Schlüssel zu einer selbstbestimmten Sexualität darstellt und Zugang zum ‚wahren‘ Selbst des Subjekts verschafft und wie über den Modus der (Selbst)Sexualisierung ein weibliches politisches Subjekt konstituiert wird, das auch durch Masturbation stets unternehmerisch an seiner Selbstoptimierung arbeitet und so der Konsolidierung der neoliberalen gesellschaftlichen Ordnung dienlich ist.
Keywords (deu)
SelbstbefriedigungGouvernementalitätNeoliberalismusGeschichte der MasturbationSexualitätMichel FoucaultGeschlechtqueer-feministischGundula LudwigRegierungstechnologieTechnologien des Selbst
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
Extent (deu)
97 Seiten
Number of pages
98
Study plan
Masterstudium Politikwissenschaft
[UA]
[066]
[824]
Association (deu)
Title (deu)
Selbstbefriedigung als (Selbst-)Regierungstechnologie
eine gouvernementalitätstheoretische Perspektive auf die Geschichte der Selbstbefriedigung
Author
Anna Gius
Abstract (deu)
In dieser Masterarbeit wird im Anschluss an Michel Foucault die strategische Funktion der Selbstbefriedigung betrachtet. Foucault argumentiert, dass die Selbstbefriedigung als privilegierter Wissensgegenstand sowie Zielscheibe und Verankerungspunkt der Macht im modernen Sexualitätsdispositiv des 18. und 19. Jahrhunderts eine zentrale Rolle spielt. Doch legt die Tatsache, dass sich gegenwärtig Angebote wie die Plattform OMGyes, die ihren Nutzer*innen Selbstbefriedigungstechniken für die Vulva vermittelt und von feministischen Stimmen propagiert wurde und hier eine Befreiungsrhetorik anklingt, die an die ‚sexuelle Revolution‘ erinnert, nahe, dass die Selbstbefriedigung über die Funktion als Wissensgegenstand und über das 18. und 19. Jahrhundert hinaus machtvolle Funktionen erbringt. Die These der vorliegenden Masterarbeit lautet, dass die strategische Funktion der Selbstbefriedigung in der Geschichte vom Beginn der Moderne bis in die Gegenwart erst sichtbar wird, wenn man sie als (Selbst-)Regierungstechnologie betrachtet. Um diesen Nachweis zu erbringen, wird eine gouvernementalitätstheoretische Perspektive erarbeitet, deren queer-feministische Erweiterung es möglich macht, Machtausübung als Bewegung in einem Bedingungsgefüge zu verstehen, die das moderne Subjekt und den modernen Staat sowie deren Verhältnis zueinander konstituiert und Regierbarkeit herstellt. Freiheit, Souveränität, Sexualität und Geschlecht werden als zentrale Scharniere des Bedingungsgefüges, durch die Regierbarkeit in der liberalen Gouvernementalität hergestellt wird, betrachtet. Im Anschluss an Gundula Ludwig wird herausgearbeitet, wie moderne Subjektkonstitution durch das Ineinandergreifen dieser Scharniere, entlang der Eckpfeiler Selbstverhältnisse, Körper und Normalisierung, regierbare Subjekte als Regierungsformen konstituiert werden, in denen sich durch die Selbsttätigkeit der Subjekte Regierungstechniken in Selbsttechnologien übersetzten. Gouvernementale Macht wird so wirksam und ihre Machtausübung in der Form des modernen Staates bestätigt, sodass sich Machtverhältnisse zu Herrschaftszuständen verfestigen können. Gegenwärtige Gouvernementalität wird als neoliberale Transformation der Regierungsrationalität begriffen, durch die Staat und Subjekt neu ins Verhältnis gesetzt werden. Mit dieser theoretischen Brille stellt die vorliegende Masterarbeit die Geschichte der Selbstbefriedigung als die Geschichte ihres Bedeutungswandels vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart dar und arbeitet die konstitutiven Funktionen heraus, die die Masturbation im jeweiligen historischen Kontext erfüllt. Es wird argumentiert, dass und inwiefern sie im 18. und 19. Jahrhundert eine Regierungstechnologie darstellt, während sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch die Funktion einer Selbstregierungstechnologie zu erfüllen beginnt. Es wird herausgearbeitet, wie sich ab den 1960er Jahren – vor allem ausgehend von feministischen Diskursen – die Vorstellung verbreitet, dass die Selbstbefriedigung der Schlüssel zu einer selbstbestimmten Sexualität darstellt und Zugang zum ‚wahren‘ Selbst des Subjekts verschafft und wie über den Modus der (Selbst)Sexualisierung ein weibliches politisches Subjekt konstituiert wird, das auch durch Masturbation stets unternehmerisch an seiner Selbstoptimierung arbeitet und so der Konsolidierung der neoliberalen gesellschaftlichen Ordnung dienlich ist.
Keywords (deu)
SelbstbefriedigungGouvernementalitätNeoliberalismusGeschichte der MasturbationSexualitätMichel FoucaultGeschlechtqueer-feministischGundula LudwigRegierungstechnologieTechnologien des Selbst
Subject (deu)
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98
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