You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1536283
Title (eng)
Social cognition and fission-fusion dynamics in non-breeder common ravens (Corvus corax)
Parallel title (deu)
Soziale Kognition und dynamische Gruppenbildung bei nichtbrütenden Kolkraben (Corvus Corax)
Author
Mario Gallego-Abenza
Adviser
Thomas Bugnyar
Adviser
Willian Thecumseh Sherman Fitch
Assessor
Marta Manser
Assessor
John Marzluff
Abstract (deu)
Zusätzlich zu ökologischen Anforderungen werden Anforderungen des Soziallebens als entscheidender Faktor für die Entwicklung von Intelligenz betrachtet. Das Beobachten von Interaktionen zwischen Gruppenmitgliedern und das Merken ihres Ausgangs kann zu einem vielschichtigen Wissen über Gruppenmitglieder führen und den Tieren dabei helfen, die Intentionen von Artgenossen richtig zu deuten bzw. ihr Verhalten vorherzusagen. Die Fähigkeit soziale Information zu verarbeiten und entsprechende Verhaltensanpassungen vorzunehmen wird als soziale Kompetenz bezeichnet. Es wird angenommen, dass es innerhalb der Mitglieder einer Gruppe zu beträchtlichen Unterschieden betreffend soziales Wissen und sozialer Kompetenz kommen kann, ähnlich wie beim Lernen oder Problemlösen. Solche individuellen Unterschiede könnten erklären, wie sich Tiere im sozialen Umfeld verhalten, wie gut sie eingebunden sind und wie sehr sie auf soziale Information achten. Wenn das soziale Umfeld dynamisch ist und sich durch ein Kommen und Gehen der Individuen auszeichnet, könnten die individuellen Unterschiede im sozialen Wissen und der sozialen Kompetenz mit den demographischen Merkmalen wie die Anzahl der aufgesuchten Gruppen und die Verweildauer in diesen zusammenhängen. Man weiß von nicht-brütenden Raben, dass sie große individuelle Unterschiede in ihrer Ortsdynamik zeigen, wobei einige Vögel konsistent an einem Ort bleiben („Lokale“), während andere viel herum kommen („Wanderer“). Diese Muster gehen mit unterschiedlichen sozialen Anforderungen einher: Lokale bleiben ständig in derselben Gruppe, während Wanderer immer wieder mit neuen Gruppen konfrontiert sind. Es ist unbekannt, welche Faktoren dafür ausschlaggebend sind, ob Raben zu Lokalen oder Wanderer werden und wie sich das auf ihre Kognition auswirkt. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel mittels Beobachtungs- und experimentellen Ansätzen diese Wissenslücke zu füllen. Die ersten beiden Kapiteln untersuchen den Einsatz von Kognition bei einer wildlebenden Gruppe von nicht-brütenden Kolkraben in zwei verschiedenen Situationen: i) wenn sie untereinander um Futter konkurrieren (Kapitel 1) und ii) wenn sie anhand von Alarmrufen das Risiko eines Raubfeindangriffs abschätzen (Kapitel 2). In den nächsten beiden Kapiteln wird die Aufmerksamkeit von individuellen wilden Raben (Kapitel 3) bzw. in Gefangenschaft erbrüteter Raben (Kapitel 4) gegenüber sozialer Information experimentell getestet und mit der sozialen Dynamik bzw. frühkindlichen sozialen Erfahrung in Zusammenhang gesetzt. Konkret wird in Kapitel 3 die Hypothese getestet, dass die Aufmerksamkeit gegenüber simulierten Interaktionen von der Ortsdynamik der Raben (Lokale, Wanderer) abhängig ist; in Kapitel 4 wird getestet, ob die Aufmerksamkeit gegenüber sozialen Kategorien variiert und mit frühkindlicher sozialer Erfahrung zusammenhängt. Zusammengefasst ergeben die Resultate folgendes Bild: währen Erfahrung bzw. soziales Wissen bei Entscheidungsfindungen der Raben klar eine Rolle spielt, zeigen die individuellen Unterschiede in der Orts- und Gruppendynamik keinen messbaren Einfluss. Diese teilweise überraschenden Ergebnisse werden in Hinblick auf jüngste Resultate von anderen Arten betreffend individuelle Unterschiede in sozialer Kognition diskutiert. Zudem wird darüber spekuliert, wie Kognition das Leben von Raben aus sozialer und ökologischer Sicht beeinflussen könnte.
Abstract (eng)
Aside from ecological demands, living in social groups has been considered as the main force behind the origin of intelligence. Attending to others´ interactions and memorizing the output, may result in sophisticated social knowledge about the group members and it might help individuals to anticipate others´ intentions or behaviours in the future. The ability of social information-processing and posterior adjustment of social behaviours is also known as social competence. Similar to other cognitive abilities such as learning, memory or problem solving that vary across individuals within a group, we could also expect differences in social knowledge and competence across individuals living in the same social group. Such variation may have consequences on how individuals navigate through their social unit, affecting their centrality, connectedness or behavioural responses towards social cues. Moreover, in an `open´ group characterized by fission-fusion dynamics, these pronounced individual differences might correlate with individual demographic traits, e.g., the number of social units and the time spent at each. Non-breeder raven groups had been described to show high individual variation in the degree of fission-fusion dynamics, whereby individual vagrancy patterns range from “local” (birds spending their lifetime in the same social unit) to “vagrant” (birds spending their lifetime in several social units). Which factors contribute to an individual´s decision to adopt a local or vagrant lifestyle and how this relates to cognition remain poorly known. This thesis aims to shed light on these questions using both observational and experimental approaches on wild and captive-bred ravens. In the first two chapters, I examine the use of cognition in a wild population of non-breeder common ravens in two different contexts, i) while competing with conspecifics for food sources (Chapter 1) and ii) when assessing the predation risk based on alarming conspecifics (Chapter 2). In the last two chapters, I experimentally test attention responses of individual wild-caught ravens (Chapter 3) and captive-bred juvenile ravens (Chapter 4) and link those to aspects of the birds´ fission-fusion dynamics and early life experience, respectively. Specifically, I hypothesize in Chapter 3 that the ravens´ attentive responses to simulated social interactions are affected by their vagrancy patterns; and in Chapter 4 that early social life influences social competence of socialization strategies. Taken together, my results provide evidence for the role of experience in the ravens´ decision making but hardly any effects of the large individual variation in vagrancy on cogntion. I discuss the partly unexpected findings of this thesis on individual differences in social cognition in other species and I speculate how cognition shapes common ravens´ life from ecological to social perspectives.
Keywords (deu)
KolkrabenSoziale KognitionDynamische Gruppenbildung
Keywords (eng)
Common ravensSocial cognitionFission-fusion dynamics
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1536283
rdau:P60550 (deu)
116 Seiten : Illustrationen
Number of pages
116
Members (1)
Title (eng)
Social cognition and fission-fusion dynamics in non-breeder common ravens (Corvus corax)
Parallel title (deu)
Soziale Kognition und dynamische Gruppenbildung bei nichtbrütenden Kolkraben (Corvus Corax)
Author
Mario Gallego-Abenza
Abstract (deu)
Zusätzlich zu ökologischen Anforderungen werden Anforderungen des Soziallebens als entscheidender Faktor für die Entwicklung von Intelligenz betrachtet. Das Beobachten von Interaktionen zwischen Gruppenmitgliedern und das Merken ihres Ausgangs kann zu einem vielschichtigen Wissen über Gruppenmitglieder führen und den Tieren dabei helfen, die Intentionen von Artgenossen richtig zu deuten bzw. ihr Verhalten vorherzusagen. Die Fähigkeit soziale Information zu verarbeiten und entsprechende Verhaltensanpassungen vorzunehmen wird als soziale Kompetenz bezeichnet. Es wird angenommen, dass es innerhalb der Mitglieder einer Gruppe zu beträchtlichen Unterschieden betreffend soziales Wissen und sozialer Kompetenz kommen kann, ähnlich wie beim Lernen oder Problemlösen. Solche individuellen Unterschiede könnten erklären, wie sich Tiere im sozialen Umfeld verhalten, wie gut sie eingebunden sind und wie sehr sie auf soziale Information achten. Wenn das soziale Umfeld dynamisch ist und sich durch ein Kommen und Gehen der Individuen auszeichnet, könnten die individuellen Unterschiede im sozialen Wissen und der sozialen Kompetenz mit den demographischen Merkmalen wie die Anzahl der aufgesuchten Gruppen und die Verweildauer in diesen zusammenhängen. Man weiß von nicht-brütenden Raben, dass sie große individuelle Unterschiede in ihrer Ortsdynamik zeigen, wobei einige Vögel konsistent an einem Ort bleiben („Lokale“), während andere viel herum kommen („Wanderer“). Diese Muster gehen mit unterschiedlichen sozialen Anforderungen einher: Lokale bleiben ständig in derselben Gruppe, während Wanderer immer wieder mit neuen Gruppen konfrontiert sind. Es ist unbekannt, welche Faktoren dafür ausschlaggebend sind, ob Raben zu Lokalen oder Wanderer werden und wie sich das auf ihre Kognition auswirkt. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel mittels Beobachtungs- und experimentellen Ansätzen diese Wissenslücke zu füllen. Die ersten beiden Kapiteln untersuchen den Einsatz von Kognition bei einer wildlebenden Gruppe von nicht-brütenden Kolkraben in zwei verschiedenen Situationen: i) wenn sie untereinander um Futter konkurrieren (Kapitel 1) und ii) wenn sie anhand von Alarmrufen das Risiko eines Raubfeindangriffs abschätzen (Kapitel 2). In den nächsten beiden Kapiteln wird die Aufmerksamkeit von individuellen wilden Raben (Kapitel 3) bzw. in Gefangenschaft erbrüteter Raben (Kapitel 4) gegenüber sozialer Information experimentell getestet und mit der sozialen Dynamik bzw. frühkindlichen sozialen Erfahrung in Zusammenhang gesetzt. Konkret wird in Kapitel 3 die Hypothese getestet, dass die Aufmerksamkeit gegenüber simulierten Interaktionen von der Ortsdynamik der Raben (Lokale, Wanderer) abhängig ist; in Kapitel 4 wird getestet, ob die Aufmerksamkeit gegenüber sozialen Kategorien variiert und mit frühkindlicher sozialer Erfahrung zusammenhängt. Zusammengefasst ergeben die Resultate folgendes Bild: währen Erfahrung bzw. soziales Wissen bei Entscheidungsfindungen der Raben klar eine Rolle spielt, zeigen die individuellen Unterschiede in der Orts- und Gruppendynamik keinen messbaren Einfluss. Diese teilweise überraschenden Ergebnisse werden in Hinblick auf jüngste Resultate von anderen Arten betreffend individuelle Unterschiede in sozialer Kognition diskutiert. Zudem wird darüber spekuliert, wie Kognition das Leben von Raben aus sozialer und ökologischer Sicht beeinflussen könnte.
Abstract (eng)
Aside from ecological demands, living in social groups has been considered as the main force behind the origin of intelligence. Attending to others´ interactions and memorizing the output, may result in sophisticated social knowledge about the group members and it might help individuals to anticipate others´ intentions or behaviours in the future. The ability of social information-processing and posterior adjustment of social behaviours is also known as social competence. Similar to other cognitive abilities such as learning, memory or problem solving that vary across individuals within a group, we could also expect differences in social knowledge and competence across individuals living in the same social group. Such variation may have consequences on how individuals navigate through their social unit, affecting their centrality, connectedness or behavioural responses towards social cues. Moreover, in an `open´ group characterized by fission-fusion dynamics, these pronounced individual differences might correlate with individual demographic traits, e.g., the number of social units and the time spent at each. Non-breeder raven groups had been described to show high individual variation in the degree of fission-fusion dynamics, whereby individual vagrancy patterns range from “local” (birds spending their lifetime in the same social unit) to “vagrant” (birds spending their lifetime in several social units). Which factors contribute to an individual´s decision to adopt a local or vagrant lifestyle and how this relates to cognition remain poorly known. This thesis aims to shed light on these questions using both observational and experimental approaches on wild and captive-bred ravens. In the first two chapters, I examine the use of cognition in a wild population of non-breeder common ravens in two different contexts, i) while competing with conspecifics for food sources (Chapter 1) and ii) when assessing the predation risk based on alarming conspecifics (Chapter 2). In the last two chapters, I experimentally test attention responses of individual wild-caught ravens (Chapter 3) and captive-bred juvenile ravens (Chapter 4) and link those to aspects of the birds´ fission-fusion dynamics and early life experience, respectively. Specifically, I hypothesize in Chapter 3 that the ravens´ attentive responses to simulated social interactions are affected by their vagrancy patterns; and in Chapter 4 that early social life influences social competence of socialization strategies. Taken together, my results provide evidence for the role of experience in the ravens´ decision making but hardly any effects of the large individual variation in vagrancy on cogntion. I discuss the partly unexpected findings of this thesis on individual differences in social cognition in other species and I speculate how cognition shapes common ravens´ life from ecological to social perspectives.
Keywords (deu)
KolkrabenSoziale KognitionDynamische Gruppenbildung
Keywords (eng)
Common ravensSocial cognitionFission-fusion dynamics
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1602888
Number of pages
116