Abstract (deu)
Das wissenschaftliche Feld der Proteomik machte in den letzten zwei Jahrzehnten erstaunliche Fortschritte, welche eine detaillierte Analyse von Proteinen, verantwortlich für phänotypische Veränderungen in komplexen biologischen Systemen, ermöglichte. Das Potential der Identifizierung und Quantifizierung von tausenden Proteinen in Parallel ermöglichte eine unvoreingenommene und ganzheitliche Sichtweise auf die Rolle des Proteoms. Die massenspektrometrische Analyse von post-translationalen Modifikationen wie Protein Phosphorylierung, welche für Protein Aktivität, Lokalisierung oder Interaktion äußerst wichtig ist, erlaubt eine weitere „Funktionalisierung“ des gemessenen Proteoms und fügt eine zusätzliche Ebene von Information, relevant für eine kausale Interpretation, hinzu. Die Beurteilung der Diversität von vorliegenden Proteoformen, welche in biologischen Systemen präsent sind, können wichtige Erkenntnisse und Informationen zur Entstehung und den Verlauf von (patho-) physiologischen Prozessen liefern. In Ergänzung zu Proteinen kann die Analyse von biochemisch relevanten Molekülen wie Aminosäuren, Fettsäuren, Lipiden und organischen Säuren die Interpretation von proteomischen Daten durch die Verknüpfung von Effekten mit metabolomischen Veränderungen komplementieren. Mit Fokus auf erwähnte Effektor Moleküle konnten wichtige Fragen im Bezug auf Krankheitsverlauf und metabolischen Einfluss von stromalen Gewebe in multiplen Myelom adressiert werden, welche das vorhandene Wissen via genetische Analysen ergänzen. Die Analyse von Plasmazellen und Tumormikroumgebung von multpiplen Myelom Patienten in verschiedenen Stadien der Erkrankung ermöglichte Erkenntnisse, welche Implikationen für Patientenstratifizierung und neue therapeutische Konzepte haben könnte. In anderen Krankheitsmodellen konnte die Kombination von MS basierten Proteomanalysen mit transkriptomischen Analysen eine Charakterisierung von Wundheilungssignaturen ausgelöst durch antiseptische Moleküle ermöglichen oder die Betrachtung komplexer Signaltransduktionskaskaden via ergänzenden temporalen phosphoproteomischen Analysen das metastatische Potential und daraus folgender Krankheitseskalation aufgeklärt werden. Die in vitro Testung des Mycotoxins Deoxynivalenol, ein exogenes kleines Molekül, ermöglichte die Bestimmung von potentiellen Wirkmechanismen im Bezug auf dermale Toxizität mittels (phospho-) proteomischen Analysen. Die erwähnten Analysestrategien können auch bei der Bestimmung des klinischen Status und treibenden Krankheitsmechanismen von Autoimmunerkrankungen helfen, wo keine offensichtlichen genetischen Treibermutationen vorhanden sind. Die Bestimmung von komplementären Biomarker kann die Identifizierung von treibenden (patho-) physiologischen Prozessen und somit mögliche Therapiestrategien für eine Remission auf molekularer Ebene ermöglichen. Die in dieser Thesis präsentierten Publikationen sollen zeigen, dass die Anwendung von unvoreingenommenen Massenspektrometrie basierten Methoden das Potential haben, das Verständnis von hauptsächlich postgenomisch bestimmten biologischen Prozessen in komplexen Systemen zu verbessern und neue funktionale Aspekte aufzuzeigen. Darüber hinaus ermöglichten die Vielseitigkeit und Kombinationskraft dieser Methoden die Anwendung auf eine Vielzahl wichtiger wissenschaftlicher Fragestellungen, was einmal mehr die Leistungsfähigkeit umfassender, auf Massenspektrometrie basierender Omics-Technologien demonstriert.