Abstract (deu)
Die Pflicht zur Abgabe von Steuerbeträgen betrifft Menschen aller Berufsgruppen, Einkommensklassen und Bildungsgraden und legt den Grundstein für das wirtschaftliche Funktionieren eines Staates. Besonders unter selbstständig Erwerbstätigen kann die motivationale Haltung gegenüber Finanzbehörden und Steuerpflicht über die Bereitschaft entscheiden, dieser ehrlich nachzukommen oder mittels Steuerbetrug den eigenen Gewinn illegal zu maximieren. Die vorliegende Studie widmet sich dem empirischen Zusammenhang zwischen motivationalen Haltungen nach Valerie Braithwaite (2003) und der Anwendung von risk defusing operators (RDOs) als Strategien des aktiven Risikomanagements nach Oswald Huber (2007). Unter Einsatz eines neu erschaffenen Instruments zur Erfassung von RDOs im Steuerkontext als Online-Survey konnten Unterschiede im behavioralen Umgang mit steuerlichen Risiken zwischen verschieden motivierten Selbstständigen gezeigt werden. Ablehnende, von Skepsis und Widerstand geprägte Haltungen gegenüber Staat und Steuersystem korrelieren mit der Anwendung von RDO-Strategien und haben prädiktiven Wert für konkrete Non-Compliance-Strategien wie Rücklagenbildung und Plausibilität. Für positive Grundeinstellungen fand sich kein nennenswerter Effekt, wobei diese jedoch für die Anwendung der Compliance-RDOs Externe Beratungsinstanz und Nachweisbarkeit als relevant hervortreten. Die Ergebnisse beschreiben einen erstmaligen Konnex der beiden theoretischen Konzepte und versprechen wichtige Erkenntnisse auf dem Gebiet des Risikomanagements in der Steuerpsychologie.