Abstract (deu)
Drogen, und deren Regulierung, sind seit Jahrzehnten ein umstrittenes Thema. Während die Prohibition weiterhin der wichtigste drogenpolitische Ansatz ist, hat die Harm Reduction Bewegung in den letzten Jahren an Relevanz gewonnen. Eine zunehmend anerkannte Maßnahme ist das Drug Checking, das KonsumentInnen ermöglicht ihre Drogen testen zu lassen, um so dem Konsum hochdosierter, falsch deklarierter, und gestreckter Substanzen vorzubeugen. In dieser Masterarbeit untersuche ich den Aufbau, die Abläufe, und Praktiken einer Drug Checking Einrichtung, wie Drogen dort verstanden und gehandhabt werden, inwiefern sich dies vom gesellschaftlichen Umgang mit Drogen unterscheidet, und wie die Inanspruchnahme des Service das Drogenverständnis und Konsumverhalten von KlientInnen beeinflusst. Den theoretischen Rahmen der Arbeit bilden die Konzepte Ontological Politics und Knowing Spaces, die es mir ermöglichen, Drogen als dadurch konstituiert zu verstehen, wie Menschen sie in bestimmten sozio-materiellen Kontexten praktizieren, und somit deren pharmakologische Eigenschaften als auch psychosoziale Bedeutung zu berücksichtigen. Ich habe meine Forschung an und mit der Drug Checking Einrichtung Z6 in Innsbruck, Österreich umgesetzt und eine ethnografische Beobachtung sowie acht semi-strukturierte Interviews mit KonsumentInnen, Checkern, und einem Wissenschaftler durchgeführt. In meiner Arbeit zeige ich, dass Drogen in der Einrichtung anders gehandhabt werden als in der Mehrheitsgesellschaft, welche sie hauptsächlich als illegal und unmoralisch darstellt, oder unter KonsumentInnen, die Substanzen oft anhand ihrer sozialen und popkulturellen Bedeutung praktizieren. Drug Checking ermöglicht ein anderes Verständnis von Drogen, indem es erstens einen sicheren Raum bietet, in dem Drogen und KonsumentInnen nicht kriminalisiert und stigmatisiert werden, zweitens eine Testinfrastruktur bereitstellt, durch die Drogen wissenschaftlich analysiert werden, und drittens einen Ort gegenseitigen Lernens schafft, in dem die Checker und die KonsumentInnen gemeinsam die Bedeutung des Testergebnisses besprechen. In den persönlichen Beratungsgesprächen des Drug Checking teilen die Checker nicht nur Informationen über Safer Use und die Risiken und Wirkungsweisen von Substanzen, sondern betonen auch die Kontextabhängigkeit von Drogen, und den Einfluss der eigenen Stimmung, Konsummotivation, und des Konsumkontextes auf die Schädlichkeit und den Effekt einer Substanz. Dadurch, so argumentiere ich, ermöglicht Drug Checking KonsumentInnen nicht nur den Inhalt ihrer Drogen zu kennen, sondern regt sie auch dazu an, die psychosozialen Ursachen und Auswirkungen ihres eigenen Konsums zu reflektieren. Drug Checking schafft somit einen Raum, in dem Drogen auf eine kontextuelle Art und Weise verstanden und gehandhabt werden, die zu einem sichereren Konsum beiträgt.