Abstract (deu)
Die Geschwindigkeit der oberflächennahen Scherwelle (in der Seismologie oft als S-Wellengeschwindigkeit bezeichnet) ist einer der Schlüsselparameter, der die Amplituden der Bodenbewegungen bei Erdbeben beeinflusst und somit zu Standorteffekten beiträgt. Ihre Empfindlichkeit gegenüber saisonalen Schwankungen des niederschlagsinduzierten Bodenfeuchtigkeitsgehalts wurde durch seismische Beobachtungen für einen der erdbebenaktivsten Messstandorte Europas in Argostoli, Griechenland, quantifiziert. Wir haben eine parametrische Untersuchung der dort beobachteten saisonalen Variation der S-Wellengeschwindigkeit in der Oberflächensedimentschicht durchgeführt. Unter der Annahme, dass die Schicht als poroelastisches Medium modelliert werden kann, war unser Ziel, mögliche poroelastische Materialien zu finden, die die beobachtete saisonale Schwankung der S-Wellengeschwindigkeit erklären könnten. Daher haben wir ein Programm entwickelt, das auf dem sogenannten Neighbourhood Algorithm basiert, um nach optimalen poroelastischen Parametern zu suchen, die das Material am Standort beschreiben. Basierend auf begrenzten Inputinformationen zu den Wellengeschwindigkeiten und der Dichte, die durch seismische Beobachtungen erlangt wurden, haben wir Inversionen sowohl für die Trocken- als auch für die Regenzeit durchgeführt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Material während der Trockenzeit unter der Annahme einer 100%igen Luftsättigung der Poren durch ein Modell dargestellt werden kann, das aus Mittelwerten poroelastischer Parameter besteht, die mittels zahlreicher Inversionen erhalten wurden. Die Materialparameter dieses Modells stimmen insgesamt mit den Parametern geologischer Materialien wie Schluff, schluffiger Sand, leicht konsolidierter Sand und grober Sand überein. Die Ergebnisse für die Regenzeit zeigen, dass sich die elastischen Parameter der Gesteinsmatrix zwischen der Trocken- und der Regenzeit ändern. Dies weist darauf hin, dass der sich ändernde Bodenfeuchtegehalt und die entsprechende porenfüllende Mischung aus Wasser und Luft durch physikalische und chemische Wechselwirkungen mit der Matrix eine Änderung der Oberflächenenergie des Gesteinsmaterials bewirken können. Die für die Regenzeit erhaltenen Materialparameter einzelner Modelle scheinen physikalisch plausibel und konsistent mit ähnlichen Materialien, wie sie für die Trockenzeit gefunden wurden. Aufgrund einer großen Streuung von Parameterwerten (verursacht durch begrenzte Inputdaten der Inversion) führte die Inversion für die Regenzeit jedoch nicht zu einem bestimmten Modell, das als das am meisten bevorzugte angesehen werden könnte.