Abstract (deu)
Trotz vieler ermutigender Fortschritte in Richtung Geschlechtergleichstellung in den letzten Jahrzehnten ist insbesondere sexistischer Humor aufgrund lockerer Moderationspraktiken in sozialen Medien und durch fehlende Rechenschaft in öffentlichen Räumen im Internet stark im Aufschwung. Obwohl frühere Studien keinen Beleg dafür gefunden haben, dass sexistischer Humor die Stereotypisierung steigert, sind die Effekte auf die Selbststereotypisierung von Frauen bis heute kaum untersucht. Die vorliegende Studie hat sich zum Ziel genommen, diese Frage zu untersuchen und frühere Forschungsergebnisse mit einem neuen online Medium, Internet Memes, zu replizieren. Dafür wurde ein quasi-experimentelles Studiendesign gewählt, in dem eine geschlechtergemischte Stichprobe von deutschen Muttersprachler:innen (n = 185) entweder sexistischen, altersdiskriminierenden oder neutralen Internet Memes ausgesetzt und danach über Geschlechtsstereotype befragt wurden. Es wurde gezeigt, dass Frauen sexistischen Humor auch in Form von Memes weniger amüsant finden als Männer. Im Gegensatz zu früheren Studien konnte aber nicht nachgewiesen werden, dass Geschlechtsidentifikation von Frauen diesen Effekt moderiert. Interessanterweise konnte aber gezeigt werden, dass Männer mit einer hohen Geschlechtsidentifikation sexistische Memes als lustiger wahrnehmen. Ein Effekt sexistischer Memes auf Selbststereotypisierung von Frauen wurde nicht gefunden. Allerdings konnte nachgewiesen werden, dass altersdiskriminierende Memes negative Selbststereotypisierung von Frauen im Vergleich zur sexistischen Experimentalbedingung verringern. Diese unerwarteten Ergebnisse könnten möglicherweise dadurch erklärt werden, dass diskriminierender Humor, welcher die eigene Gruppe nicht direkt betrifft, negative Stereotype über die eigene Gruppe verringert. Zusammengefasst konnte diese Studie zeigen, dass viele frühere Ergebnisse im Kontext des Internets nachgeprüft werden müssen, wodurch ein wichtiger Beitrag zur Humorforschung geleistet wurde.