Description (de)
In den 2000er Jahren kam es zu einem starken Anstieg der Rohstoffpreise, der mit einem beträchtlichen politischen Spielraum für die Eliten in kapitalschwachen und ressourcenreichen Ländern einherging. Weltweit überprüften die Regierungen dieser Länder Bergbauverträge, schlossen Allianzen, drohten mit Verstaatlichungen (und gingen dann meist privatwirtschaftlich geführte Joint Ventures ein) und investierten die zusätzlichen Einnahmen zum Teil nachhaltig in Bildung und Sozialstaat. In den 1960er und 1970er Jahren lösten die dritte Welle der Entkolonialisierung und das "goldene Zeitalter" des Kapitalismus einen ähnlichen Ressourcenboom und damit einhergehende Beschaffungsengpässe aus. Wir gehen davon aus, dass die Parallelen zwischen den beiden Krisen nicht nur das Ergebnis ähnlicher politischer Konstellationen, sondern Teil politischer Strategien und Debatten sind. Viele Maßnahmen aus den 1970er Jahren sind in den 2000er Jahren wieder aufgetaucht und viele Pläne aus den 1970er Jahren wurden erst in den 2000er Jahren umgesetzt. Dies betrifft zum Beispiel private Schiedsgerichte, Public-Private Joint Ventures im Bergbau und den Aufstieg anderer privater Akteure als Entscheidungsträger (legitimiert durch „Soziale Unternehmensverantwortung“ und die Professionalisierung von NGOs) sowie die Deterritorialisierung von Produktionsnetzwerken. Während die 1970er Jahre noch vom Leitmotiv einer gerechten internationalen Arbeitsteilung geprägt waren, kam es in den 2000er Jahren zu einer wachsenden Regimekomplexität, die die weiterhin ungleiche internationale Arbeitsteilung zunehmend verschleierte. Das neue Leitmotiv der Transparenz spielte in diesem Prozess eine eher ambivalente Rolle.
Keywords (de)
Rohstoffpolitik, internationale Arbeitsteilung, Transparenz, regime complexity, Neoimperialismus