Description (de)
Das österreichische Pflegesystem erfährt in Zeiten der Coronapandemie verstärkt öffentliche Aufmerksamkeit. Während den Held:innen der Pandemie auf der einen Seite Anerkennung und Dank zu Teil werden, werden auf der anderen Seite die prekären Beschäftigungsverhältnisse und der strukturelle Personalmangel deutlich. Die kürzlich vom Gesundheitsministerium angestoßene „Taskforce Pflege“ setzt nun dazu an, das Pflegesystem zu reformieren. Unter anderem werden den in der Langzeitpflege Beschäftigten weitgehende Arbeitserleichterungen durch forcierten Einsatz digitaler Technologie in Aussicht gestellt. Auf Basis qualitativer Interviews mit Pflegekräften in stationären Pflegeeinrichtungen in Wien und in Bezugnahme auf geschlechtertheoretische Perspektiven, zeigt sich, dass der derzeitige Einsatz digitaler Technologie aus Sicht der Pflegekräfte ambivalent einzuschätzen ist. Meine empirischen Ergebnisse deuten darauf hin, dass neue Sorgekonflikte entlang Rationalisierungsmechanismen in Aushandlung zwischen Bedürfnissen von Pflegebedürftigen und Pflegekräften, des Fortschritts unter Vorzeichen eines Generationenkonflikts und der Professionalisierung verlaufen. In Anlehnung an die vorliegenden Ergebnisse argumentiere ich, die gestiegene Aufmerksamkeit auf Pflegearbeit zu nutzen, um verstärkt für einen gesellschaftlichen Aushandlungsprozess um eine geschlechtergerechte Zukunft der Pflegearbeit einzutreten.
Keywords (de)
Digitalisierung, Rationalisierung, Care-Arbeit, Pflegekrise, Pflegearbeit, Coronapandemie