Abstract (deu)
Das Phänomen jugendlicher Wohnungslosigkeit nimmt durch die zunehmende Individualisierung und den damit verbundenen vielfältigen Entscheidungsmöglichkeiten einen besonderen Stellenwert in modernen Gesellschaften ein. Erwartungen und Anforderungen der Gesellschaft gepaart mit dem Anspruch, die eigene Lebensbiographie individuell zu gestalten, führen vor allem bei Jugendlichen zu Überforderung, Unsicherheiten und Risiken. Durch zusätzliche Belastungen wie Armutsverhältnisse, Arbeitslosigkeit, mangelnde finanzielle Ressourcen, psychische Belastungen oder auch Alkohol- und Drogenmissbrauch sehen sich Jugendliche im schlimmsten Fall mit Wohnungslosigkeit konfrontiert. Folglich machen sie sehr früh Erfahrungen mit Stigmatisierung und sozialer Exklusion, wodurch eine Reintegration in das gesellschaftliche Gefüge erschwert wird. Im Zuge der vorliegenden Arbeit wird die Frage gestellt, wie wohnungslose Jugendliche ihre Lebensweise gestalten. Anhand qualitativer, problemzentrierter Interviews soll eruiert werden, wie junge Menschen ihre Lage selbst wahrnehmen, welche Handlungsstrategien angewandt werden und mit welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen sie sich konfrontiert sehen. Die erhobenen Daten werden mit Hilfe der Grounded-Theory nach Kathy Charmaz ausgewertet und interpretiert, um schlussendlich eine theoretische Annahme zum Phänomen jugendlicher Wohnungslosigkeit treffen zu können. In den Ergebnissen ist nicht nur die subjektive Sichtweise der Betroffenen hervorzuheben, sondern auch die entsprechenden Umgangsweise mit der prekären Situation Wohnungslosigkeit. Besonders paradox erscheint die Tatsache, dass der Wunsch nach einem geregelten Alltag bei den Jugendlichen durchaus ausgeprägt ist – dies jedoch aufgrund der gesellschaftlichen Normen und Anforderungen und der gleichzeitigen Stigmatisierung jugendlicher Wohnungsloser stark erschwert wird.