Während der Jemen aufgrund der katastrophalen Lage, die durch jahrelange Konflikte und vielfältige Krisen entstanden ist, immer wieder in die internationalen Schlagzeilen gerät, wird oft übersehen, dass er zugleich als Transitland einer der meistgenutzten Migrationsrouten der Welt dient. Der sogenannte Eastern Corridor erstreckt sich vom Horn von Afrika zur Arabischen Halbinsel und bildet den regiona-len Rahmen dieser Arbeit, in der untersucht werden soll, wie sich die Krise im Jemen seit 2011 auf das Migrationsverhalten in der Region ausgewirkt haben. Um die Defizite traditioneller Ansätze in der Mig-rationsforschung zu überwinden, wird das von Hein de Haas vorgeschlagene Meta-Konzept der aspirati-ons and capabilities angewandt, um die verfügbare Literatur zu der Situation zu evaluieren und ein differenzierteres Verständnis der Motivation und Entscheidungen der migrierenden Populationen zu ermöglichen. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Menschen nicht auf die automatisierte Weise auf Migrationstreiber reagieren, wie es in traditionellen Ansätzen oft dargestellt wird. Konträr zu weit-verbreiteten Annahmen, nehmen sie aktive Rollen ein und setzen bewusste Handlungen basierend auf einem komplexen Zusammenspiel individueller Bestrebungen und Fähigkeiten, die wiederum in Mak-rostrukturen eingebettet sind, welche etwaige Migrationsbestrebungen sowohl einschränken als auch erleichtern können. Diese Erkenntnisse erweitern die wachsende Zahl an Studien, die Migrantinnen und Migranten als handelnde Subjekte in den Vordergrund stellen, welche Migrationsprozesse aktiv mitgestalten, anstatt in einer push-pull Manier von externen Kräften kommandiert zu werden.

While Yemen has repeatedly made international headlines for the catastrophic situation brought about by years of conflict and multiple crises, it is often overlooked that the country serves as a transit node in one of the busiest migration routes in the world. The so-called Eastern Corridor spans from the Horn of Africa onto the Arabian Peninsula and presents the regional frame of this thesis that seeks to explore how the unfolding of the crisis in Yemen since 2011 has impacted the migratory patterns and behavior in the region. In order to overcome deficits of traditional approaches in migration studies, the meta-framework of aspirations and capabilities put forward by Hein de Haas is applied to review the literature on the situation and allow for a more nuanced understanding of migrants’ motivation and migration decisions. It could be established that the people migrating in the region do not respond to migration drivers in an automated manner, as often portrayed in traditional approaches. On the contrary, they exhibit truly agentic behavior in the context of complex configurations of individual aspirations and capabilities embedded in larger opportunity structures that potentially work to constrain or facilitate migration. These findings contribute to a growing body of literature that foregrounds migrants as the subjects that actively shape migration processes rather than being pushed and pulled by external forces.