Diese Arbeit vergewissert sich, inwiefern die Teeindustrie in Indien vor dem Hintergrund des hier begrifflich definierten Wissenschaftsimperialismus ab 1834 eingeführt wurde. Diese Rahmenbezeichnung setzt voraus, dass Wissenschaftler dem Britischen Empire dabei dienten, wirtschaftlich bei der Herstellung von Schwarz- und Grüntee zu expandieren. Die Einleitung sollte ein umfassendes Bild von Tee als koffeinhaltiges Genuss- und Heilmittel als auch als kulturell wertvolles Nationalgetränk liefern. Im zweiten Kapitel wurde der Begriff des Wissenschaftsimperialismus als Wissensaneignung definiert, die Wissenschaftler im Dienst der East India Company (EIC) erbringen sollten, um „die Verwaltung und Enteignung von Ressourcen sicherzustellen.“ Alternativ deckt der Begriff des Wissensimperialismus dieselben Leistungen ab, die nicht von Wissenschaftlern, sondern von Autodidakten für die EIC respektive für den Court of Directors erbracht wurden. Im dritten Kapitel wurde gezeigt, dass sich die EIC ihre Teekäufe mithilfe von Opium vorfinanzieren konnte. Dieses Geschäft behielt bis 1833 seine Einträglichkeit, bis die EIC ihr Handelsmonopol an private Händler verlor. Vor dem Hintergrund dieser Liberalisierung signalisierte die Gründung des sog. Teekomitees 1834, dass der Court of Directors als künftige Regierung Britisch-Indiens Teeexperimente sowohl in Assam als auch im Himalaya durchführen wollte. Kapitel 4 demonstriert die vielen imperialistischen Facetten, die beim Aufbau der Teewirtschaft in Britisch-Indien auftraten: Die zukünftigen Teegebiete konnten nur unter der Voraussetzung ihrer Eroberung bewirtschaftet werden. Dementsprechend fanden auch ehemalige Militärs eine Anstellung in der Teewirtschaft, die sich nach der zögerlichen wissenschaftlichen Zustimmung für die Existenz einer assamesischen Teevariante primär in Assam vollzog. Die Wissenschaft war wie das Militär in die Ausbeutung Britisch-Indiens eingebunden. Der offensichtlichste Teil des britischen Imperialismus zeigte sich in der rechtlich fragwürdigen Enteignung der nomadischen, einheimischen assamesischen Bevölkerung, sowie in der auf Rassismus beruhenden Niedriglohn- und vertraglichen Zwangsarbeit in Assam. Es war ökonomisch naheliegend, Wissenschaftler in die Arbeit des Tee-komitees zu inkludieren, weil die Teewirtschaft in Britisch-Indien v.a. daran scheiterte, dass die EIC nicht wusste, wie chinesische Teehersteller Tee produzierten. Dieses Problem verdeutlichte, dass v.a. Wissensakteure wie Charles Bruce, Karl Gützlaff oder George J. Gordon zur industriellen Entwicklung der Teewirtschaft beitrugen, im geringeren Maß auch Wissenschaftler wie Nathaniel Wallich, William Griffith oder John McClelland. Wallich diente z. B. als leitender Sekretär des Teekomitees, konnte aber seine botanischen Qualifikationen nicht einsetzen, um die britisch-indische Teewirtschaft zu bereichern. Griffith wurde verpflichtet, um ein für Investoren werbewirksames (aber redundantes) Gutachten über die Eignung Assams als künftiges Teeproduktionszentrum anzufertigen. Auch der zehn Jahre später angestellte Robert Fortune trug weder zur Einführung der Teewirtschaft im eher peripheren Teestandort im Himalaya noch im Ende des 19. Jh. prosperierenden Darjeeling bei, deren Plantagen auf den Pflanzen beruhten, die Gordon und Gützlaff aus China geholt hatten. Zusammenfassend zeigte sich in der von der EIC initiierten Teewirtschaft die Dysfunktionalität von Wissenschaftlern, die für den britisch-indischen Staat arbeiteten. Auch wenn Fortune an sein grenzenloses Recht der Wissensaneignung z. B. aus China glaubte oder Griffith von der Nützlichkeit seiner Erkenntnisse über die assamesische Flora überzeugt war, hielt sich der Einfluss der Wissenschaft auf die Teewirtschaft in Grenzen, weshalb der Begriff Wissenschaftsimperia-lismus beim Aufbau der Teeproduktion in Britisch-Indien nichtzutreffend ist. Treffender wäre es, auf die Beteiligung von sog. Wissensakteuren wie Bruce vor dem Hintergrund eines wirksamen Wissensimperialismus hinzuweisen.
This paper questions the extent to which the tea industry in India was introduced against the background of scien-tific imperialism, as conceptually defined here, beginning in 1834. This framework presupposes that scientists served the British Empire to expand economically in the production of black and green tea. The introduction was intended to provide a comprehensive picture of tea as a caffeinated stimulant and remedy as well as a culturally valuable national beverage. In the second chapter, the term scientific imperialism was defined as knowledge appropriation that scientists were to provide in the service of the East India Company (EIC) to "ensure their gov-ernance and expropriation of resources." Alternatively, the term knowledge imperialism covers the same services that were performed not by scientists but by autodidacts for the EIC and the Court of Directors, respectively. In chapter three, it was shown that the EIC was able to prefinance its tea purchases with the help of opium. This business remained profitable until 1833, when the EIC lost its trade monopoly to private traders. Against the background of this liberalization, the establishment of the so-called Tea Committee in 1834 signaled that the Court of Directors, as the future government of British India, wanted to conduct tea experiments in both Assam and the Himalayas. Chapter 4 demonstrates the many imperialistic facets that occurred in the establishment of the tea economy in British India: The future tea regions could only be farmed on the condition of their conquest. Accordingly, former military personnel also found employment in the tea economy, which took place primarily in Assam after the reluctant scientific acceptance of the existence of an Assamese tea variety. Science, like the military, was involved in the exploitation of British India. The most obvious part of British imperialism was evident in the legally questionable dispossession of the nomadic indigenous Assamese population, as well as low-wage and indentured forced labor in Assam based on racism. It was economically obvious to include scientists in the work of the tea committee because the tea economy in British India was failing primarily because the EIC did not know how Chinese tea manufacturers produced tea. This problem made it clear that knowledge actors such as Charles Bruce, Karl Gützlaff and George J. Gordon contributed to the industrial development of the tea economy, and to a lesser extent scientists such as Nathaniel Wallich, William Griffith and John McClelland. Wallich, for example, served as executive secretary of the Tea Committee but was unable to use his botanical qualifications to enrich the British Indian tea economy. Griffith was hired to prepare a promotional (but redundant) report for investors on the suitability of Assam as a future tea production center. Even Robert Fortune, hired ten years later, did not contribute to the introduction of the tea economy in the rather peripheral tea location in the Himalayas, nor in Darjeeling, prospering at the end of the 19th century, whose plantations were based on the plants Gordon and Gützlaff had brought from China. In summary, the tea economy initiated by the EIC demonstrated the dysfunctionality of scientists working for the British Indian state. Even if Fortune believed in his limitless right to appropriate knowledge from China, for example, or Griffith was convinced of the usefulness of his findings on Assamese flora, the influence of science on the tea economy was limited, which is why the term scientific imperialism is inaccurate in the establishment of tea production in British India. It would be more accurate to refer to the involvement of so-called knowledge actors like Bruce against the backdrop of effective knowledge imperialism.
Diese Arbeit vergewissert sich, inwiefern die Teeindustrie in Indien vor dem Hintergrund des hier begrifflich definierten Wissenschaftsimperialismus ab 1834 eingeführt wurde. Diese Rahmenbezeichnung setzt voraus, dass Wissenschaftler dem Britischen Empire dabei dienten, wirtschaftlich bei der Herstellung von Schwarz- und Grüntee zu expandieren. Die Einleitung sollte ein umfassendes Bild von Tee als koffeinhaltiges Genuss- und Heilmittel als auch als kulturell wertvolles Nationalgetränk liefern. Im zweiten Kapitel wurde der Begriff des Wissenschaftsimperialismus als Wissensaneignung definiert, die Wissenschaftler im Dienst der East India Company (EIC) erbringen sollten, um „die Verwaltung und Enteignung von Ressourcen sicherzustellen.“ Alternativ deckt der Begriff des Wissensimperialismus dieselben Leistungen ab, die nicht von Wissenschaftlern, sondern von Autodidakten für die EIC respektive für den Court of Directors erbracht wurden. Im dritten Kapitel wurde gezeigt, dass sich die EIC ihre Teekäufe mithilfe von Opium vorfinanzieren konnte. Dieses Geschäft behielt bis 1833 seine Einträglichkeit, bis die EIC ihr Handelsmonopol an private Händler verlor. Vor dem Hintergrund dieser Liberalisierung signalisierte die Gründung des sog. Teekomitees 1834, dass der Court of Directors als künftige Regierung Britisch-Indiens Teeexperimente sowohl in Assam als auch im Himalaya durchführen wollte. Kapitel 4 demonstriert die vielen imperialistischen Facetten, die beim Aufbau der Teewirtschaft in Britisch-Indien auftraten: Die zukünftigen Teegebiete konnten nur unter der Voraussetzung ihrer Eroberung bewirtschaftet werden. Dementsprechend fanden auch ehemalige Militärs eine Anstellung in der Teewirtschaft, die sich nach der zögerlichen wissenschaftlichen Zustimmung für die Existenz einer assamesischen Teevariante primär in Assam vollzog. Die Wissenschaft war wie das Militär in die Ausbeutung Britisch-Indiens eingebunden. Der offensichtlichste Teil des britischen Imperialismus zeigte sich in der rechtlich fragwürdigen Enteignung der nomadischen, einheimischen assamesischen Bevölkerung, sowie in der auf Rassismus beruhenden Niedriglohn- und vertraglichen Zwangsarbeit in Assam. Es war ökonomisch naheliegend, Wissenschaftler in die Arbeit des Tee-komitees zu inkludieren, weil die Teewirtschaft in Britisch-Indien v.a. daran scheiterte, dass die EIC nicht wusste, wie chinesische Teehersteller Tee produzierten. Dieses Problem verdeutlichte, dass v.a. Wissensakteure wie Charles Bruce, Karl Gützlaff oder George J. Gordon zur industriellen Entwicklung der Teewirtschaft beitrugen, im geringeren Maß auch Wissenschaftler wie Nathaniel Wallich, William Griffith oder John McClelland. Wallich diente z. B. als leitender Sekretär des Teekomitees, konnte aber seine botanischen Qualifikationen nicht einsetzen, um die britisch-indische Teewirtschaft zu bereichern. Griffith wurde verpflichtet, um ein für Investoren werbewirksames (aber redundantes) Gutachten über die Eignung Assams als künftiges Teeproduktionszentrum anzufertigen. Auch der zehn Jahre später angestellte Robert Fortune trug weder zur Einführung der Teewirtschaft im eher peripheren Teestandort im Himalaya noch im Ende des 19. Jh. prosperierenden Darjeeling bei, deren Plantagen auf den Pflanzen beruhten, die Gordon und Gützlaff aus China geholt hatten. Zusammenfassend zeigte sich in der von der EIC initiierten Teewirtschaft die Dysfunktionalität von Wissenschaftlern, die für den britisch-indischen Staat arbeiteten. Auch wenn Fortune an sein grenzenloses Recht der Wissensaneignung z. B. aus China glaubte oder Griffith von der Nützlichkeit seiner Erkenntnisse über die assamesische Flora überzeugt war, hielt sich der Einfluss der Wissenschaft auf die Teewirtschaft in Grenzen, weshalb der Begriff Wissenschaftsimperia-lismus beim Aufbau der Teeproduktion in Britisch-Indien nichtzutreffend ist. Treffender wäre es, auf die Beteiligung von sog. Wissensakteuren wie Bruce vor dem Hintergrund eines wirksamen Wissensimperialismus hinzuweisen.
This paper questions the extent to which the tea industry in India was introduced against the background of scien-tific imperialism, as conceptually defined here, beginning in 1834. This framework presupposes that scientists served the British Empire to expand economically in the production of black and green tea. The introduction was intended to provide a comprehensive picture of tea as a caffeinated stimulant and remedy as well as a culturally valuable national beverage. In the second chapter, the term scientific imperialism was defined as knowledge appropriation that scientists were to provide in the service of the East India Company (EIC) to "ensure their gov-ernance and expropriation of resources." Alternatively, the term knowledge imperialism covers the same services that were performed not by scientists but by autodidacts for the EIC and the Court of Directors, respectively. In chapter three, it was shown that the EIC was able to prefinance its tea purchases with the help of opium. This business remained profitable until 1833, when the EIC lost its trade monopoly to private traders. Against the background of this liberalization, the establishment of the so-called Tea Committee in 1834 signaled that the Court of Directors, as the future government of British India, wanted to conduct tea experiments in both Assam and the Himalayas. Chapter 4 demonstrates the many imperialistic facets that occurred in the establishment of the tea economy in British India: The future tea regions could only be farmed on the condition of their conquest. Accordingly, former military personnel also found employment in the tea economy, which took place primarily in Assam after the reluctant scientific acceptance of the existence of an Assamese tea variety. Science, like the military, was involved in the exploitation of British India. The most obvious part of British imperialism was evident in the legally questionable dispossession of the nomadic indigenous Assamese population, as well as low-wage and indentured forced labor in Assam based on racism. It was economically obvious to include scientists in the work of the tea committee because the tea economy in British India was failing primarily because the EIC did not know how Chinese tea manufacturers produced tea. This problem made it clear that knowledge actors such as Charles Bruce, Karl Gützlaff and George J. Gordon contributed to the industrial development of the tea economy, and to a lesser extent scientists such as Nathaniel Wallich, William Griffith and John McClelland. Wallich, for example, served as executive secretary of the Tea Committee but was unable to use his botanical qualifications to enrich the British Indian tea economy. Griffith was hired to prepare a promotional (but redundant) report for investors on the suitability of Assam as a future tea production center. Even Robert Fortune, hired ten years later, did not contribute to the introduction of the tea economy in the rather peripheral tea location in the Himalayas, nor in Darjeeling, prospering at the end of the 19th century, whose plantations were based on the plants Gordon and Gützlaff had brought from China. In summary, the tea economy initiated by the EIC demonstrated the dysfunctionality of scientists working for the British Indian state. Even if Fortune believed in his limitless right to appropriate knowledge from China, for example, or Griffith was convinced of the usefulness of his findings on Assamese flora, the influence of science on the tea economy was limited, which is why the term scientific imperialism is inaccurate in the establishment of tea production in British India. It would be more accurate to refer to the involvement of so-called knowledge actors like Bruce against the backdrop of effective knowledge imperialism.