Die Fähigkeit Reputationen zu formen, ist eine wichtige Fähigkeit, da sie zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit führen kann, was wiederum die Überlebenschancen eines Tieres erhöhen kann. Man spricht hier im Englischen von „reputation formation“. Eine Reputation kann durch direkte Erfahrung gebildet werden, diese ist die einfachste Art, um Reputationen zu formen, da die Eindrücke aus erster Hand stammen und somit am verlässlichsten sind. Etliche Studien haben sich mit der Frage beschäftigt, ob Hunde (Canis lupus familiaris) aufgrund ihrer Kooperationsfähigkeit eine Reputation von unbekannten Menschen bilden können, nachdem sie direkt mit ihnen interagiert haben. Die Ergebnisse dieser Studien sind jedoch durchwachsen, weshalb wir diese Frage weiter untersuchen wollten. In unserer Studie wurde untersucht, ob Hunde in einer Situation, in der sie Futter bekommen, eine großzügige Person, die den Hund füttert, einer egoistischen Person, die den Hund nicht füttert, vorziehen würden, indem sie sich ihr zuerst näherten oder mehr Zeit mit ihr verbringen würden. In einer Pilotstudie, die aus einer direkten Erfahrungsphase (“experience-phase“) und Auswahlversuchen (“choice-trials“) bestand und deren Ergebnisse in die Hauptstudie einflossen, wurden 20 Hunde getestet, um festzustellen, wie viele Auswahlversuche die Hunde benötigten, um Reputationen zu formen, welche nicht nur durch Zufall entstanden. In der Hauptstudie wurden 40 Hunde in zwei Sitzungen getestet, von denen eine aus einer direkten Erfahrungsphase und Auswahlversuchen bestand und die andere nur aus Auswahlversuchen. In der Hauptstudie testeten wir auch, ob ältere Hunde aufgrund ihrer größeren Lebenserfahrung und Sozialisierung besser abschneiden würden als jüngere Hunde. Im Gegensatz zu unserer Pilotstudie zeigte unsere Hauptstudie, dass Hunde sich durch direkte Interaktion keine Meinung über Menschen bilden können, und die Ergebnisse unterschieden sich nicht zwischen den Altersgruppen. Aufgrund der negativen Ergebnisse unserer Studie scheint es, dass die direkte Reputationsbildung keine einfache Fähigkeit ist und dass weitere Forschung notwendig ist, um zu einer allgemeinen Schlussfolgerung zu kommen, ob Hunde zur Reputationsbildung fähig sind und ob das Alter einen Einfluss auf diese Fähigkeit hat.

The ability to form reputations is an important skill that can lead to successful cooperation, which in turn can increase an animal’s chance of survival. Reputations can be formed through direct experience, which is the most accurate way to form meaningful opinions because it is first-hand experience. Previous research has focused on whether dogs (Canis lupus familiaris) can form reputations of unfamiliar humans after directly interacting with them because of their ability to cooperate with them. However, the results of these studies are mixed, which is why we wanted to investigate this further. Our study investigated whether dogs would prefer a generous person, who fed the dog, over a selfish person, who did not feed the dog, in a food-giving situation by approaching them first or spending more time with them. In a pilot study, which consisted of a direct experience-phase and choice trials and whose results were implemented in the main study, 20 dogs were tested to see how many choice trials dogs needed to form a reputation above chance. In the main study, 40 dogs were tested in two sessions, one consisting of a direct experience-phase and choice trials, and one consisting of choice trials only. In the main study, we also tested whether older dogs would outperform younger dogs due to greater life experience and socialization. Unlike our pilot study, our main study revealed that dogs cannot form opinions about people through direct interaction, and the results did not differ between age groups. Based on the negative results of our study, it seems that direct reputation formation is not a simple skill and that further research is needed to come to a general conclusion as to whether dogs are capable of reputation formation and whether age has an effect on this ability.