Abstract (deu)
Ethologen gehen seit langem davon aus, dass das Verhalten von Tieren über Zeitskalen hinweg hierarchisch organisiert ist, wobei länger andauernde Verhaltenssequenzen aus verschiedenen, schneller ablaufenden Verhaltensmotiven bestehen. In unserer früheren Arbeit haben wir eine solche Verhaltenshierarchie beim Fadenwurm C. elegans gefunden, dessen Verhalten bei der Nahrungssuche hauptsächlich aus dem Wechsel zwischen vorwärts- und rückwärtsgerichteter Fortbewegung besteht. Entscheidend ist, dass wir innerhalb der vorwärtsgerichteten Fortbewegung dorsale/ventrale Körperwellen und darin eingebettete Kopfbewegungen mit schnellerer Zeitskala gefunden haben. In dieser Arbeit werden die neuronalen Mechanismen untersucht, die dieser Verhaltensorganisation zugrunde liegen. Insbesondere wollte ich die Neuronen identifizieren, die diese Verhaltensweisen steuern, und herausfinden, wie die Hierarchie im Nervensystem umgesetzt wird und wie die neuronale Aktivität in Abhängigkeit vom übergeordneten Verhaltenszustand moduliert wird. Zu diesem Zweck verwendete ich pan-neuronale Bildgebung von immobilisierten Würmern mit Einzelzellauflösung, kombiniert mit genetischen Störungen und akuter neuronaler Hemmung. Unsere Ergebnisse zeigen, wie neuronale Schaltkreise das Verhalten dynamisch in hierarchischer Weise organisieren: Auf einer langsameren Zeitskala steuert die globale Netzwerkaktivität den Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen. Im Vorwärtszustand treiben die Oszillatoren der Motoneuronen Ganzkörperwellen an, um das Tier vorwärts zu bewegen. Darüber hinaus treiben neuronale Oszillationen mit höherer Frequenz Kopfbewegungen in bestimmten Phasen des Körperwellenzyklus an, eine Beziehung, die wir als “phase nesting” bezeichnen. Diese Verhaltensweisen werden durch die Aktivität der SMD- und DB-Motoneuronen gesteuert. Die Tatsache, dass sie auch in Abwesenheit von gemustertem Input aktiv sind, deutet stark darauf hin, dass sie an der intrinsischen zentralen Mustergenerierung beteiligt sind. Darüber hinaus deuten unsere Daten darauf hin, dass die SMD-Neuronen durch den übergreifenden Verhaltenszustand moduliert werden und unterschiedliche Verhaltensweisen hervorrufen. Schließlich kann ihre Aktivität durch Störung der chemischen und elektrischen Neurotransmission verändert werden. Zusammenfassend zeigt diese Arbeit, dass phasenverschachtelte Oszillationen ein wiederkehrendes Motiv des Nervensystems von C. elegans sind, und, dass die Neuronen moduliert werden, um verschiedene Verhaltensweisen im Rahmen einer Verhaltenshierarchie zu realisieren.