Abstract (deu)
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Versprachlichung von weiblicher* Sexualität in ausgewählten Romanen der Gegenwartsliteratur, in denen Sexualität und sexuelle Handlungen der zentrale Fokus ist, zu analysieren. Dazu wird die folgende Forschungsfrage gestellt: Mit welchen Sexualsprachgebrauch und welchen sprachlichen Mitteln wird weibliche* Sexualität in Romanen mit weiblichen* Protagonist*innen versprachlicht, welche Machtverhältnisse, und Sexualitätskonzepte werden dabei beschrieben und welche Sexualnormen werden dabei thematisiert, dekonstruiert, kritisiert, destabilisiert oder erweitert? Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine linguistische Analyse der Lexik und Metaphorik der verwendeten Sexualsprache und eine hermeneutische literaturwissenschaftliche Analyse durch die Praktik des close readings der Romane „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche, „Unter meinen Händen“ von Karen-Susan Fessel und „Hautfreundin“ von Doris Anselm durchgeführt. Die Untersuchung zeigte, dass es bei der Versprachlichung von Sexualität in den Romanen trotz unterschiedlichem Sexualsprachvokabulars zu wesentlichen Ähnlichkeiten in den verwendeten sprachlichen Mitteln kam. Jedes der Werke legte lexikalisch wie semantisch einen Fokus auf den weiblichen* Körper und die weibliche* Lust und in beinahe allen Sexualitätsbeschreibungen wurden gleichberechtigte Machtverhältnisse durch die Verwendung von standardsexualsprachlichen und obszön-vulgärsexualsprachlichen Plural-Verbenhergestellt. Alle Romane zeigten die Tendenz, non-normative oder als obszön wahrgenommene sexuelle Praktiken durch wertschätzende oder positive Beschreibungen aufzuwerten und dabei Sexualnormen explizit oder implizit zu thematisieren. Dies zeigt, dass in Darstellungen von lustvoller weiblicher* Sexualität positive Alternativen von-normativer weiblicher* Sexualität in Koexistenz mit einer Kritik von Sexualnormen geschildert werden und die verwendete Sexualsprache dabei zur Kritik der Normen oder zur Normalisierung der Normabweichungen verwendet wird.