Abstract (deu)
Der Bildungsverlauf junger Menschen ist ein komplexes Zusammenspiel institutioneller Gegebenheiten, sozialer Herkunft und familiärer Unterstützung sowie die Interpretation dieser Verhältnisse. Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Bildungsverläufe von Jugendlichen und legt den Fokus auf junge Menschen, die in ihren Bildungs- und Berufsentscheidungen auf wenig elterliche Unterstützungsressourcen zurückgreifen können. Unterstützungsressourcen werden dabei im Grad der elterlichen Aktivität, der Familienbeziehung und der Wertehaltung in der Familie gemessen. Es werden Bildungsverläufe rekonstruiert, um eine Binnensicht auf die Strategien von Jugendlichen in der Auseinandersetzung mit kaum vorhandener elterlicher Unterstützung zu erhalten. Ziel der Arbeit ist es, herauszuarbeiten, welche Strategien die Jugendlichen entwickeln, um ihre Bildungsorientierungen umzusetzen und welchen Einfluss potenzielle signifikante Andere auf den Bildungsverlauf der Jugendlichen haben. Weiterhin wurden die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie mit in die Untersuchung aufgenommen. Für die Beantwortung dieser Fragen wurden in der Analyse die Daten des Forschungsprojektes „Wege in die Zukunft“ herangezogen. Ausgehend von der letzten Klasse einer Neuen Mittelschule in Wien wurden Jugendliche im Rahmen des Projektes befragt. In fünf Wellen wurden qualitative und quantitative Daten generiert. Für die vorliegende Arbeit wurden drei exemplarische Fälle aus dem qualitativen Sample herangezogen. Anhand der an den Längsschnitt adaptierten Dokumentarischen Methode wurden die Daten ausgewertet. Durch die Dokumentarische Methode wird es möglich, Prozesse der Bildungsorientierungen zu verschiedenen biografischen Zeitpunkten zu rekonstruieren. Dadurch können Kontinuitäten und Transformationen in ihren unterschiedlichen Varianten und Ausprägungen über einen längeren Zeitverlauf aufgedeckt werden. Die Analyse zeigt, dass Jugendliche mit wenig elterlichen Unterstützungsressourcen trotz unterschiedlich verlaufenden Bildungswegen Gemeinsamkeiten aufweisen. Die Eltern der Jugendlichen sind grundsätzlich nicht uninteressiert an dem Bildungsverlauf ihrer Kinder, können jedoch auf Grund verschiedener struktureller Hürden keine umfassende Unterstützung anbieten. Die elterliche Aktivität beschränkt sich auf das Kommentieren von Bildungsentscheidungen. In der Umsetzung der Bildungsorientierungen haben sich zwei handlungsstrategische Tendenzen abgezeichnet. Einerseits zeigt sich, dass Jugendliche eine starke intrinsische Motivation entwickeln und ihre Bildungsorientierungen mit Hilfe von signifikanten Anderen umsetzen können. Wenig eigene Motivation geht mit geringer außerfamiliärer Unterstützung einher und führt in dieser Untersuchung nicht zur Umsetzung der eigenen Bildungsorientierungen.