Abstract (deu)
CERN (Europäische Organisation für Kernphysik) hat damit begonnen, die Machbarkeit eines Teilchenbeschleunigers der nächsten Generation zu untersuchen: den Future Circular Collider (FCC). Mit einem voraussichtlichen Durchmesser von mehr als 100 km und geschätzten Kosten von mehr als 20 Milliarden Euro würde das Projekt die Unterstützung vieler gesellschaftlicher, politischer und technowissenschaftlicher Akteure erfordern. Der Diskurs um den FCC ist voll von Versprechungen und Erwartungen in Bezug auf neues Wissen, gesellschaftlichen Nutzen, Wirtschaftswachstum und Innovation. In dieser Masterarbeit werden jene zukunftsgestaltenden Narrative untersucht, die den FCC rechtfertigen. Anhand von Dokumenten, die von Machbarkeitsstudien über PR-Materialien bis hin zu populärwissenschaftlichen Zeitschriften reichen, analysiere ich die verschiedenen Wertesysteme und die damit verbundene Politik technowissenschaftlicher Zukünfte, die das Projekt umgeben. Auf diese Weise zeige ich, dass die infrastrukturelle Weiterentwicklung des CERN nicht nur ein technowissenschaftlicher, sondern auch ein sozialer Prozess ist. Meine Forschung legt nahe, dass sich CERN mit dem FCC diskursiv als eine Institution positioniert, die nicht nur exzellente Wissenschaft produziert, sondern auch Vorteile für die Gesellschaft schafft. Indem es den FCC als ein Projekt zur Förderung der technologischen Innovation, der europäischen Wettbewerbsfähigkeit in der wissensbasierten Wirtschaft und der friedlichen globalen Zusammenarbeit in einer sich schnell verändernden Welt präsentiert, verhandelt CERN den Wert der Grundlagenforschung und seine Beziehung zu Europa neu.