Abstract (deu)
Am 5. und 6, Juli 1809 trafen die französische und österreichische Armee bei Wagram aufeinander und fochten eine der größten Schlachten der Koalitionskriege mit Verlusten von bis zu 74.000 Soldaten. Rund 200 Jahre später, im Zuge des Baues einer neuen Schnellstraße, legten anlassbezogene archäologische Ausgrabungen 31 Gräber in Parbasdorf, Deutsch-Wagram, Raasdorf und Aderklaa frei, welche 69 Individuen enthielten. Bei den Gräbern handelte es sich meist um wiederverwendete Lagergruben, in denen bis zu sechs Individuen bestattet wurden. Alle 69 Individuen wurden einer systematischen makroskopischen bioarchäologischen Untersuchung unterzogen um Einblicke in die Lebensverhältnisse während der Feldzüge aber auch den Tod auf dem Schlachtfeld der Soldaten aus der Zeit Napoleons zu gewinnen. Diese Arbeit ist die erste, welche aufgrund enger interdisziplinärer Zusammenarbeit einen Vergleich des Gesundheitsstatus und des Auftretens von Traumata zwischen den Soldaten der französischen und österreichischen Armee in Zeiten der Koalitionskriege anstellen konnte. Der Vergleich beider Armeen zeigte trotz des sehr jungen durchschnittlichen Sterbealters der Soldaten eine hohe pathogene Belastung auf beiden Seiten, ein häufiges Auftreten von degenerativen Veränderungen sowie zahlreiche Anzeichen enormer physischer Belastung, welche von den Zwangsmärschen durch Europa herrührten. Ein statistischer Trend bezüglich aktiver periostaler Reaktionen im Bereich der Beine und Füße seitens der Franzosen konnte ebenso nachgewiesen werden wie ein signifikanter Unterschied bei intravitalem Zahnverlust und verheilenden Knochenneubildungen am Becken auf Seiten der Österreicher. Perimortale Traumata beschränkten sich hauptsächlich auf unspezifische stumpfe Verletzungen sowie ballistische Traumata des Kopfes, was der Kriegsführung in der Schlacht bei Wagram entsprach, welche hauptsächlich durch die Infanterie und die Artillerie ausgetragen wurde.