Abstract (deu)
Aufgrund der massiven Bienenverluste und der Folgen des Klimawandels ist die Imkereibranche weltweit mit den negativen Auswirkungen des kritischen Produktionsrückgangs konfrontiert. Die Bienenzucht in Sardinien (Italien) macht 4 % des gesamten italienischen Sektors aus. Die Honigproduktion knüpft dabei an die Diskurse über die „Sardische Identität“ der Menschen, Pflanzen, Bienen und der Landschaft an. Daher ist „Identität“ für viele Sarden auf verschiedenen Ebenen ihres Alltagslebens ein wichtiges Anliegen. Die politischen Entscheidungsträger scheinen bei der Konzipierung der Politiken für das Umwelt- und Landwirtschaftsmanagement von einer bestimmten Vorstellung der sardischen Identität auszugehen. Diese Politiken wirkt sich auf die Imkerei aus und führen zu Spannungen mit den Mitgliedern der Gemeinschaft der sardischen Imker. Das von mir hegemonial definierte Konzept der sardischen Identität steht im Zusammenhang mit einem konfliktreichen Verhältnis zwischen „Natur“ und „Kultur“, das vom Management der „autochthonen“ und „allochthonen“ Arten und dem Schutz der Biodiversität bestimmt ist. Eine Analyse von Literatur, Kunstwerken und Kinoproduktionen zeigt, dass die Kernpunkte dieser hegemonialen Vorstellung „Widerstand“ und „Wildnis“ sind. Ein Multispezies-Ansatz deutet darauf hin, dass Bienen die Imker zu einer täglichen Beziehung zwischen den Arten drängen, welche die Menschen mit der Zeit dazu veranlasst haben, das Sardische der nichtmenschlichen Spezies zu überdenken. Ich habe den Begriff der Mensch-Biene-Umwelt-Beziehung eingeführt, um zu erklären, in welcher Beziehung Imker zu Bienen und der Umwelt stehen. Ich argumentiere, dass das Einnehmen der Bienenperspektive ein ontologischer Trainer ist, der es Imkern ermöglicht, alternative Visionen der sardischen Identität von nichtmenschlichen Wesen zu entwickeln. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, resultiert die „Autochthonie“ aus einer unaufhörlichen Zusammenarbeit zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Arten bei der Gestaltung des Territoriums. Schließlich untersuche ich die Machtmechanismen, die durch Politiken des Umweltmanagements ausgelöst werden, und die daraus resultierenden Konflikte zwischen Imkern, politischen Entscheidungsträgern und anderen regionalen Institutionen, die sich mit der Imkerei auf Sardinien beschäftigen.