Abstract (deu)
Laut wissenschaftlicher Fachliteratur herrscht Einigkeit darüber, dass die Körperzusammensetzung einen großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit von Sportler*innen hat und deswegen monitorisiert werden sollte. Auch im Handballsport lässt sich in den letzten Jahren ein vermehrtes Interesse an diesem Thema beobachten. Speziell der relative Körperfettanteil scheint immer mehr in den Fokus der Wissenschaft zu rücken. Aktuell ist jedoch unklar, ob Handballspieler*innen höherer Leistungsklassen auch einen geringeren Körperfettanteil aufweisen. Neben dem Spielniveau könnte ebenso das Geschlecht und die Messmethode Auswirkungen auf den ermittelten Körperfettanteil von Athlet*innen haben. Trotz einer Vielzahl an Originalstudien zur Körperzusammensetzung im Handballsport scheinen keine klaren Referenzwerte bezüglich des relativen Körperfettanteils etabliert zu sein. Heterogene Studienergebnisse hinsichtlich Körperfettanteil und Spielniveau sowie unklare Differenzierungen zwischen den einzelnen Messmethoden und des Geschlechts der Spieler*innen, erschweren zudem die Interpretation einzelner Studienergebnisse. Daher hat die vorliegende Masterarbeit das Ziel, mithilfe einer systematischen Literaturrecherche und statistischer Verfahren, die bestehende Fachliteratur zum Körperfettanteil im Handballsport zusammenzufassen und auszuwerten. Hierbei wurden potenzielle Unterschiede zwischen Geschlechtern, Spielklassen und Messmethoden statistisch überprüft. Die durchgeführte systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse wurde sorgfältig auf Basis der PRISMA-Richtlinien verfasst (Moher et al., 2009). Anhand der Datenbanken PubMed, Web of Science, SportDiscus, CINAHL und Scopus wurde nach geeigneten Studien für die Arbeit recherchiert. Unterschiede zwischen den Faktoren Geschlecht, Spielklasse, und Messmethode wurden mit Hilfe eines Paneldatenmodells berechnet. Hierbei wurde die individuelle, unbeobachtete Heterogenität als zufälliger Effekt angenommen. Die daraus resultierenden Ergebnisse zeigten, dass männliche Handballer einen signifikant niedrigeren relativen Körperfettanteil vorweisen als weibliche (13,1 %, [12,3-14,0 %] vs. 23,2 %, [22,3-24,0 %]; p<0,01). Zudem wiesen Handballspieler*innen, die als „international-level“ (14,9 %, [13,2-16,6 %]), beziehungsweise „national-level“ (15,7 %, [14,2-17,2 %]) kategorisiert wurden, signifikant niedrigere Werte auf als jene der regionalen Leistungsklassen (17,2 %, [15,7-18,8 %]); (p<0,01). Kein signifikanter Unterschied wurde zwischen den Klassen „international-level“ und „national-level“ gefunden (p>0,05). Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass Werte, die durch die Hautfaltenmethode (15,2 %, [13,6-16,7 %]) und bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) (15,4 %, [13,1-17,6 %]) ermittelt wurden, signifikant niedriger waren als jene, die mittels „Dual-Röntgen Absorptiometrie“ (DXA) (25,3 %, [19,8-30,7 %]) gemessen wurden (p<0,01). Dieser Unterschied galt allerdings nach dem finalen Metaregressionsmodell, aufgrund des zusätzlich einflussnehmenden Faktors Geschlecht, als nicht signifikant (p>0,05). Ebenso konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den Messmethoden BIA und Hautfalten gefunden werden (p>0,05). Aufgrund der Ergebnisse scheint es notwendig, Referenzwerte hinsichtlich des relativen Körperfettanteils bei Handballspieler*innen immer in Abhängigkeit vom Geschlecht, der Leistungsklasse und Messmethode anzugeben. Der unterschiedliche Körperfettanteil zwi-schen den Geschlechtern wird durch diese Arbeit bekräftigt. Ob der nicht signifikante Unterschied zwischen den Leistungsklassen „national-level“ und „international-level“ auf die Problematik der korrekten Einteilung in die zugehörigen Leistungsklassen zurückzuführen ist, scheint nicht eindeutig geklärt zu sein. Jedenfalls könnte die Einteilung in die gewählten Leistungsklassen „regional-level“, „national-level“, und „international-level“ ein limitierender Faktor dieser Masterarbeit sein. Die ausgewählte Messmethode scheint die Ergebnisse der relativen Körperfettwerte von Handballspieler*innen nicht zu beeinflussen. Diese Schlussfolgerung lässt sich möglicherweise anhand der Tatsache erklären, dass die prozentualen Körperfettwerte überwiegend mit Feldmethoden evaluiert wurden. Weiterführende Arbeiten könnten die Werte unterschiedlicher Spielpositionen beobachten und miteinander vergleichen. Ebenso wäre die Beziehung zwischen fettfreier Masse und dem Geschlecht, der Leistungsklasse, und Messmethode ein interessanter Forschungsinhalt für weitere Untersuchungen. Hervorzuheben ist außerdem die geringe Anzahl an Laboruntersuchungen zur Bestimmung des relativen Körperfettanteils. Dies ist die erste Übersichtsarbeit mit Metaanalyse, die sich mit dem relativen Körperfettanteil professioneller Handballspie-ler*innen befasst. Die veröffentlichten Referenzwerte sollen Verantwortlichen im Sportbereich und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen bei deren Arbeit unterstützen und als Anregung für weitere Untersuchungen dienen.