You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1632838
Title (deu)
Die Politisierung von Femiziden in der Türkei
am Beispiel der "Kampüs Cadıları" in İzmir
Parallel title (eng)
The politicization of femicide in Turkey
using the example of Kampüs Cadıları in İzmir
Author
Verena Anna Henneberger
Adviser
Cornelia Schadler
Assessor
Cornelia Schadler
Abstract (deu)
In dieser Arbeit wird untersucht, welche Strategien und Praxen die Mitglieder der Studentinnen-gruppe Kampüs Cadıları (Kampushexen) in İzmir für ihre politische Auseinandersetzung mit Femiziden und männlicher (Staats-)Gewalt entwickelt haben. Dabei werden sowohl die spezifischen Aktionsformen der Gruppe als auch der individuelle und kollektive Umgang der Akteurinnen mit ihren Emotionen berücksichtigt. Ziel der Arbeit ist die Herausarbeitung einer türkeispezifischen Perspektive in Bezug auf die Verflechtung zwischen Staat, Medien und Gesellschaft im Zusammenhang mit Femiziden. Dazu wurden vier qualitative Interviews mit Mitgliedern der Kampüs Cadıları in İzmir durchgeführt; außerdem wurden mehrere Aktionen der Gruppe im Rahmen eines Forschungsaufenthalts begleitet. Die erhobenen Daten wurden auf Grundlage der konstruktivistischen Grounded Theory ausgewertet. Die Analyse zeigte, dass sich die politische Praxis der Kampüs Cadıları durch hohe Willenskraft und Hoffnung sowie ein starkes Pflicht- und Verantwortungsgefühl auszeichnet. Der Umgang mit herausfordernden Emotionen gelingt den Akteurinnen dank tiefer gegenseitiger Vertrauensbeziehungen, die als Schwesternschaft (kız kardeşlik) beschrieben werden. Das Gedenken an die Opfer von Femiziden und das öffentliche Anprangern von (mutmaßlichen) Tätern (teşhir) dient der Kritik an der staatlich-mediale Täter-Opfer-Umkehr und trägt gleichzeitig zur Herausbildung eines feministischen Gegennarrativs bei. Weiters bestehen die Strategien der Kampüs Cadıları in der selbstorganisierten Vermittlung von Selbstverteidigungstechniken, der Raumnahme durch lautes Schreien bei Demonstrationen und der Bildung von Bündnissen mit anderen Gruppierungen. Zentral für die Politisierung von Feminiziden in der Türkei ist ein Verständnis des Staats als aktiver Verursacher und (Re-)Produzent von Gewalt, wobei kurdische Frauen hiervon in doppelter Hinsicht – als Kurdinnen und als Frauen – betroffen sind.
Abstract (eng)
This paper examines the strategies and practices developed by the members of the female student group Kampüs Cadıları (Campus Witches) in İzmir for their politicisation of femicides and male (state) violence. Both the group's specific forms of action and the actors' individual and collective way of dealing with their emotions are taken into account. The aim of the thesis is to elaborate a Turkey-specific perspective with regard to the interconnectedness between state, media and society in the context of femicides. To this end, four qualitative interviews were conducted with members of Kampüs Cadıları in İzmir; in addition, several of the group's actions were accompanied during a research visit. The collected data were analyzed based on constructivist grounded theory. The analysis showed that the political practice of Kampüs Cadıları is characterized by high willpower and hope as well as a strong sense of duty and responsibility. The actors succeed in dealing with challenging emotions by means of deep trusting mutual relationships, described as sisterhood (kız kardeşlik). Commemorating the victims of femicide and publicly denouncing (alleged) perpetrators serves to criticize the victim blaming by the state and media, and at the same time contributes to the formation of a feminist counter-narrative. Furthermore, the strategies of the Kampüs Cadıları consist of self-organized teaching of self-defense techniques, taking up space by loud shouting at demonstrations, and forming alliances with other groups. Central to the politicization of feminicides in Turkey is an understanding of the state as an active perpetrator and (re)producer of violence, whereby Kurdish women are affected by this in two ways: as Kurds and as women.
Keywords (deu)
FemizidFeminizidAktivismusStaatTürkeiFeminismus
Keywords (eng)
FemicideFeminicideActivismStateTürkeyFeminism
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1632838
rdau:P60550 (deu)
117 Seiten : Illustrationen
Number of pages
117
Members (1)
Title (deu)
Die Politisierung von Femiziden in der Türkei
am Beispiel der "Kampüs Cadıları" in İzmir
Parallel title (eng)
The politicization of femicide in Turkey
using the example of Kampüs Cadıları in İzmir
Author
Verena Anna Henneberger
Abstract (deu)
In dieser Arbeit wird untersucht, welche Strategien und Praxen die Mitglieder der Studentinnen-gruppe Kampüs Cadıları (Kampushexen) in İzmir für ihre politische Auseinandersetzung mit Femiziden und männlicher (Staats-)Gewalt entwickelt haben. Dabei werden sowohl die spezifischen Aktionsformen der Gruppe als auch der individuelle und kollektive Umgang der Akteurinnen mit ihren Emotionen berücksichtigt. Ziel der Arbeit ist die Herausarbeitung einer türkeispezifischen Perspektive in Bezug auf die Verflechtung zwischen Staat, Medien und Gesellschaft im Zusammenhang mit Femiziden. Dazu wurden vier qualitative Interviews mit Mitgliedern der Kampüs Cadıları in İzmir durchgeführt; außerdem wurden mehrere Aktionen der Gruppe im Rahmen eines Forschungsaufenthalts begleitet. Die erhobenen Daten wurden auf Grundlage der konstruktivistischen Grounded Theory ausgewertet. Die Analyse zeigte, dass sich die politische Praxis der Kampüs Cadıları durch hohe Willenskraft und Hoffnung sowie ein starkes Pflicht- und Verantwortungsgefühl auszeichnet. Der Umgang mit herausfordernden Emotionen gelingt den Akteurinnen dank tiefer gegenseitiger Vertrauensbeziehungen, die als Schwesternschaft (kız kardeşlik) beschrieben werden. Das Gedenken an die Opfer von Femiziden und das öffentliche Anprangern von (mutmaßlichen) Tätern (teşhir) dient der Kritik an der staatlich-mediale Täter-Opfer-Umkehr und trägt gleichzeitig zur Herausbildung eines feministischen Gegennarrativs bei. Weiters bestehen die Strategien der Kampüs Cadıları in der selbstorganisierten Vermittlung von Selbstverteidigungstechniken, der Raumnahme durch lautes Schreien bei Demonstrationen und der Bildung von Bündnissen mit anderen Gruppierungen. Zentral für die Politisierung von Feminiziden in der Türkei ist ein Verständnis des Staats als aktiver Verursacher und (Re-)Produzent von Gewalt, wobei kurdische Frauen hiervon in doppelter Hinsicht – als Kurdinnen und als Frauen – betroffen sind.
Abstract (eng)
This paper examines the strategies and practices developed by the members of the female student group Kampüs Cadıları (Campus Witches) in İzmir for their politicisation of femicides and male (state) violence. Both the group's specific forms of action and the actors' individual and collective way of dealing with their emotions are taken into account. The aim of the thesis is to elaborate a Turkey-specific perspective with regard to the interconnectedness between state, media and society in the context of femicides. To this end, four qualitative interviews were conducted with members of Kampüs Cadıları in İzmir; in addition, several of the group's actions were accompanied during a research visit. The collected data were analyzed based on constructivist grounded theory. The analysis showed that the political practice of Kampüs Cadıları is characterized by high willpower and hope as well as a strong sense of duty and responsibility. The actors succeed in dealing with challenging emotions by means of deep trusting mutual relationships, described as sisterhood (kız kardeşlik). Commemorating the victims of femicide and publicly denouncing (alleged) perpetrators serves to criticize the victim blaming by the state and media, and at the same time contributes to the formation of a feminist counter-narrative. Furthermore, the strategies of the Kampüs Cadıları consist of self-organized teaching of self-defense techniques, taking up space by loud shouting at demonstrations, and forming alliances with other groups. Central to the politicization of feminicides in Turkey is an understanding of the state as an active perpetrator and (re)producer of violence, whereby Kurdish women are affected by this in two ways: as Kurds and as women.
Keywords (deu)
FemizidFeminizidAktivismusStaatTürkeiFeminismus
Keywords (eng)
FemicideFeminicideActivismStateTürkeyFeminism
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1633239
Number of pages
117