You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1633220
Title (deu)
Räumliche, generische und religiöse Grenzüberschreitungen bei Isabelle Eberhardt
Author
Irene Stütz
Adviser
Daniel Winkler
Assessor
Anne Brüske
Assessor
Marina Ortrud Hertrampf
Abstract (deu)

Isabelle Eberhardt war eine russisch-schweizerische Schriftstellerin, die Ende des 19. Jahrhunderts im kolonialen Algerien reiste. Um als Frau ungestört und unbekannt ihren Entdeckungsreisen nachzugehen, wählte Eberhardt das Kostüm eines arabischen Studenten sowie den arabischen Namen Mahmoud Saadi. Ihre Assimilationsbestrebungen kulminieren im Übertritt zum Islam und im Beitritt zur Muslimbruderschaft der Kadrya. Die vorliegende Doktorarbeit erforscht die mannigfaltigen Grenzüberschreitungen bei Isabelle Eberhardt, die sich auch in ihren Kurzgeschichten wiederspiegeln. Mit einem interdisziplinären Ansatz, der Theorien der Border Studies, Postcolonial Studies und Gender Studies einschließt, wird anhand von drei Hauptachsen, den räumlichen, generischen und religiösen Grenzüberschreitungen, Eberhardts Kurzgeschichten studiert. Die Doktorarbeit zielt darauf ab, die in Eberhardts Kurzgeschichten dargestellten Grenzüberschreitungen in ihrer Vielschichtigkeit aufzuzeigen, sowie neue Perspektiven in den Texten zu eröffnen. Der erste Teil der Untersuchung interessiert sich für die Konzepte Raum und Grenzen im Kontext der orientalistischen Literaturströmung des späten 19. Jahrhunderts. Dabei wird gezeigt, welchen Stellenwert Grenz- und Übergangsorte in Eberhardts Kurzgeschichten haben, welche wiederkehrende Prozessstruktur die räumliche Grenzüberschreitung (Reise in den Orient) aufweist und wie das programmatische Unterwegssein zu einem Ideal stilisiert wird. Im zweiten Teil steht die Gender-Dimension im Mittelpunkt, insbesondere die textliche Darstellung von Frauen, aber auch Phänomene des Cross-Dressings. Wenngleich sich die Repräsentationen vor allem von indigenen Frauenfiguren durch wiederkehrende Stereotypen charakterisieren, bricht die textliche Darstellung dennoch an manchen Stellen mit der Publikumserwartung und zeigt auch Frauen mit atypischen Lebensentwürfen. Cross-Dressing und andere Formen der Dekonstruktion von Gender-Sterotypen werden in Eberhardts Kurzgeschichten aufgedeckt, um zu zeigen, wie diese zu einem Ausbrechen aus der heteronormativen, binären Geschlechterordnung führen. Schließlich untersucht der dritte Teil religiöse Grenzüberschreitung, wie sie unter anderem in Form von Koranzitaten, religiösen Symbolen und Konversionen zum Islam im Text Ausdruck finden. Dabei wird unter anderem deutlich, dass der textlich konstruierte Orient durch bestimmte Symbole und Mechanismen zusätzlich religiös markiert wird und die Religion als performative Praxis einen wichtigen Platz im textlich dargestellten Alltag einnimmt.

Abstract (eng)

Isabelle Eberhardt was a Russian-Swiss writer who traveled in colonial Algeria in the late 19th century and wrote numerous articles, reports and short stories that were published in Algerian and French newspapers. In order to pursue her voyages of discovery as a woman, unhindered and unknown, Eberhardt chose the costume of an Arabic student and the Arabic name Mahmoud Saadi. Her assimilation efforts culminated in a conversion to Islam and joining the Kadrya Muslim Brotherhood. This doctoral thesis explores Isabelle Eberhardt's manifold crossings of boundaries, which are also reflected in her short stories. With an interdisciplinary approach that includes theories of border studies, postcolonial studies and gender studies, Eberhardt's short stories are studied along three main axes: spatial, generic and religious border crossings. The aim of the doctoral thesis is to show the complexity of the transgressions depicted in Eberhardt's short stories and to open up new perspectives in the texts. The first part of the study concerns the concepts of space and borders in the context of the late 19th century orientalist literary movement. It shows the importance of border and transitional places in Eberhardt's short stories, the recurring process structure of the spatial border crossing (journey to the Orient) and how vagabondage is stylized into an ideal. The second part focuses on the gender dimension, in particular the textual representation of women, but also phenomena of cross-dressing. Although the representations of female figures, indigenous in particular, are mostly characterized by recurring stereotypes obeying a patriarchal logic, the textual depiction nevertheless breaks with audience expectations at some points and also shows women with atypical and surprising life plans. Cross-dressing and other forms of deconstructing gender stereotypes are exposed in Eberhardt's short stories in order to show how they allow to break out of the heteronormative, binary gender order. Finally, the third part examines the crossing of religious boundaries, as expressed in the text in the form of quotations from the Koran, religious symbols and conversions to Islam. It becomes clear that the Orient constructed in the text is also marked by religious symbols and mechanisms, and that religion as a performative practice occupies an important place in the everyday life depicted in the text.

Keywords (deu)
ReiseliteraturFrankophone LiteraturOrientalismusBorder StudiesGender StudiesPostcolonial Studies
Keywords (eng)
Travel LiteratureFrancophone LiteratureOrientalismBorder StudiesGender StudiesPostcolonial Studies
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1633220
rdau:P60550 (deu)
306 Seiten : Illustrationen
Number of pages
306
Study plan
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Romanistik)
[UA]
[792]
[236]
Members (1)
Title (deu)
Räumliche, generische und religiöse Grenzüberschreitungen bei Isabelle Eberhardt
Author
Irene Stütz
Abstract (deu)

Isabelle Eberhardt war eine russisch-schweizerische Schriftstellerin, die Ende des 19. Jahrhunderts im kolonialen Algerien reiste. Um als Frau ungestört und unbekannt ihren Entdeckungsreisen nachzugehen, wählte Eberhardt das Kostüm eines arabischen Studenten sowie den arabischen Namen Mahmoud Saadi. Ihre Assimilationsbestrebungen kulminieren im Übertritt zum Islam und im Beitritt zur Muslimbruderschaft der Kadrya. Die vorliegende Doktorarbeit erforscht die mannigfaltigen Grenzüberschreitungen bei Isabelle Eberhardt, die sich auch in ihren Kurzgeschichten wiederspiegeln. Mit einem interdisziplinären Ansatz, der Theorien der Border Studies, Postcolonial Studies und Gender Studies einschließt, wird anhand von drei Hauptachsen, den räumlichen, generischen und religiösen Grenzüberschreitungen, Eberhardts Kurzgeschichten studiert. Die Doktorarbeit zielt darauf ab, die in Eberhardts Kurzgeschichten dargestellten Grenzüberschreitungen in ihrer Vielschichtigkeit aufzuzeigen, sowie neue Perspektiven in den Texten zu eröffnen. Der erste Teil der Untersuchung interessiert sich für die Konzepte Raum und Grenzen im Kontext der orientalistischen Literaturströmung des späten 19. Jahrhunderts. Dabei wird gezeigt, welchen Stellenwert Grenz- und Übergangsorte in Eberhardts Kurzgeschichten haben, welche wiederkehrende Prozessstruktur die räumliche Grenzüberschreitung (Reise in den Orient) aufweist und wie das programmatische Unterwegssein zu einem Ideal stilisiert wird. Im zweiten Teil steht die Gender-Dimension im Mittelpunkt, insbesondere die textliche Darstellung von Frauen, aber auch Phänomene des Cross-Dressings. Wenngleich sich die Repräsentationen vor allem von indigenen Frauenfiguren durch wiederkehrende Stereotypen charakterisieren, bricht die textliche Darstellung dennoch an manchen Stellen mit der Publikumserwartung und zeigt auch Frauen mit atypischen Lebensentwürfen. Cross-Dressing und andere Formen der Dekonstruktion von Gender-Sterotypen werden in Eberhardts Kurzgeschichten aufgedeckt, um zu zeigen, wie diese zu einem Ausbrechen aus der heteronormativen, binären Geschlechterordnung führen. Schließlich untersucht der dritte Teil religiöse Grenzüberschreitung, wie sie unter anderem in Form von Koranzitaten, religiösen Symbolen und Konversionen zum Islam im Text Ausdruck finden. Dabei wird unter anderem deutlich, dass der textlich konstruierte Orient durch bestimmte Symbole und Mechanismen zusätzlich religiös markiert wird und die Religion als performative Praxis einen wichtigen Platz im textlich dargestellten Alltag einnimmt.

Abstract (eng)

Isabelle Eberhardt was a Russian-Swiss writer who traveled in colonial Algeria in the late 19th century and wrote numerous articles, reports and short stories that were published in Algerian and French newspapers. In order to pursue her voyages of discovery as a woman, unhindered and unknown, Eberhardt chose the costume of an Arabic student and the Arabic name Mahmoud Saadi. Her assimilation efforts culminated in a conversion to Islam and joining the Kadrya Muslim Brotherhood. This doctoral thesis explores Isabelle Eberhardt's manifold crossings of boundaries, which are also reflected in her short stories. With an interdisciplinary approach that includes theories of border studies, postcolonial studies and gender studies, Eberhardt's short stories are studied along three main axes: spatial, generic and religious border crossings. The aim of the doctoral thesis is to show the complexity of the transgressions depicted in Eberhardt's short stories and to open up new perspectives in the texts. The first part of the study concerns the concepts of space and borders in the context of the late 19th century orientalist literary movement. It shows the importance of border and transitional places in Eberhardt's short stories, the recurring process structure of the spatial border crossing (journey to the Orient) and how vagabondage is stylized into an ideal. The second part focuses on the gender dimension, in particular the textual representation of women, but also phenomena of cross-dressing. Although the representations of female figures, indigenous in particular, are mostly characterized by recurring stereotypes obeying a patriarchal logic, the textual depiction nevertheless breaks with audience expectations at some points and also shows women with atypical and surprising life plans. Cross-dressing and other forms of deconstructing gender stereotypes are exposed in Eberhardt's short stories in order to show how they allow to break out of the heteronormative, binary gender order. Finally, the third part examines the crossing of religious boundaries, as expressed in the text in the form of quotations from the Koran, religious symbols and conversions to Islam. It becomes clear that the Orient constructed in the text is also marked by religious symbols and mechanisms, and that religion as a performative practice occupies an important place in the everyday life depicted in the text.

Keywords (deu)
ReiseliteraturFrankophone LiteraturOrientalismusBorder StudiesGender StudiesPostcolonial Studies
Keywords (eng)
Travel LiteratureFrancophone LiteratureOrientalismBorder StudiesGender StudiesPostcolonial Studies
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1741874
Number of pages
306