Abstract (deu)
Das Baugewerbe, das den größten Anteil an der Gesamtbeschäftigung der Bevölkerung sowie einen bedeutenden Teil des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, ist einer der wirtschaftlichen Eckpfeiler praktisch aller Industrieländer in Europa und der übrigen entwickelten Welt. Aufgrund ihrer großen Bedeutung und der Menge des in ihr zirkulierenden Kapitals stellt die Branche zudem ein sehr fruchtbares Umfeld für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Verhaltensweisen dar, die einen Verstoß gegen die gesetzlichen Regeln des Marktwettbewerbs darstellen. Solche Verstöße äußern sich in der Bildung von Kartellen, deren Ziel es ist neue Wettbewerber am Markteintritt zu hindern oder die bereits vorhandenen zu schädigen, indem sie Preise festlegen, oder den Markt und die Kunden aufteilen. Da der Staat selbst der häufigste Auftraggeber von Investitionsbauarbeiten für die Anforderungen seiner Infrastruktur ist, sind bei öffentlichen Ausschreibungen die meisten Kartelle in der Geschichte der Bauwirtschaft entstanden. Gegenstand dieser Masterarbeit ist die Analyse des Marktwettbewerbs, d.h. die Entstehung von verbotenen Kartellen im Bausektor einzelner Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, die einen der am weitesten entwickelten Märkte und die am besten organisierten Rechtssysteme der Welt darstellt. Die Geschichte der Veränderungen in der Einstellung und im Verhalten von Bauunternehmen, von Kartellen als "reguläre und legitime wirtschaftliche Aktivität" bis hin zu verbotenen und kriminellen Praktiken, wird anhand der einschlägigen Rechtsvorschriften, der Rechtsprechung und der in der Bibliografie aufgeführten Literatur aufgezeigt. Es wird auch versucht, die Frage zu beantworten, inwieweit bestimmte Fälle und die Anpassung der Rechtsvorschriften der EU-Mitgliedsstaaten an die gesetzlichen Bestimmungen dazu beigetragen haben, dass sich die Situation bei Absprachen in diesem Sektor im Vergleich zum Ende des letzten und Anfang dieses Jahrhunderts deutlich verbessert hat. Bis zum vollständigen Verschwinden der verbotenen Absprachen im Bausektor durch verschiedene Prozesse und Reformen bleibt jedoch noch viel zu tun.