Abstract (deu)
Erwerbslosigkeit geht nicht nur mit einem verringerten Einkommen, sondern auch mit dem Verlust nichtfinanzieller Aspekte, wie einer Zeitstruktur und sozialer Kontakte, einher. Eine solche latente Deprivation könnte zu einer Idealisierung der verlorenen Erwerbsarbeit führen. Lang andauernde Phasen der Arbeitslosigkeit sind unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders weit verbreitet und könnten deren Arbeitsorientierungen nachhaltig prägen. Die vorliegende Masterarbeit zielt daher darauf ab, den Einfluss verschiedener Erfahrungen während einer Periode der Arbeitslosigkeit auf die intraindividuelle Veränderung der Arbeitsmotivation junger Erwachsener zu untersuchen. Anhand von multinomialen und linearen Change-Score-Modellen werden die Effekte der Dauer der Arbeitslosigkeit und der Erfahrung latenter Deprivation, des Wiedereintritts in die Erwerbstätigkeit und der Qualität derselben sowie von Weiterbildungsmaßnahmen untersucht. Die Analyse basiert auf einer Stichprobe 18-28-Jähriger in Wien, welche im Rahmen des JuSAW-Projekts zum Zeitpunkt des Eintritts in eine neue Periode der Erwerbslosigkeit im Jahr 2014 und circa ein Jahr danach befragt wurden. Zu beiden Zeitpunkten herrscht eine hohe Motivation unter den jungen Erwachsenen vor, einer Erwerbsarbeit auch ohne finanzielle Notwendigkeit nachgehen zu wollen. Ein Anstieg relativer intrinsischer Arbeitspräferenzen wird bei mindestens sechsmonatiger Erwerbslosigkeit, der Ausführung interessanter und abwechslungsreicher Tätigkeiten bei Wiedereintritt in die Erwerbstätigkeit sowie der Aufnahme von Weiterbildungsmaßnahmen beobachtet. Erfahrungen latenter Deprivation führen für diejenigen, die zur zweiten Befragungswelle erwerbstätig waren, zu einem Rückgang intrinsischer Arbeitsmotivation. Längere Phasen der Arbeitslosigkeit könnten somit eine Idealisierung der Erwerbsarbeit mit sich bringen, welche jedoch nicht auf Deprivationserfahrungen zurückzuführen sein scheint.