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Title (deu)
Diese Begegnung
das Problem der Immanenz bei Spinoza in der Auslegung Hegels
Parallel title (eng)
This encounter
the problem of immanence in Spinoza - the reading of Hegel
Author
Noemi Call
Adviser
Kurt Appel
Assessor
Kurt Appel
Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit erwächst aus dem Interesse an einer Darlegung von Hegels Auseinandersetzung mit der Philosophie Spinozas, ohne jedoch von Anfang an Position für einen der beiden Denker zu beziehen. Aus diesem Grund ist das größere Ziel eine eingehende Beschäftigung mit beiden Denkbewegungen. Zentral ist hierbei die Frage, wie sich das Denken erhalten kann, indem es sich selbst erhält. Nach Hegel ist dies bei Spinoza nicht möglich, weshalb er den Spinozismus als Akosmismus charakterisiert: Spinoza macht nach Hegel mit der Substanz einen bestimmungslosen Anfang, aus dem alles Gedachte und Ausgedehnte als endliche Modifikationen (Modi) folgt. Weil die Substanz unendlich ist, bleibt sie bestimmungslos und dadurch reglos. Ihre Aktivität findet somit erst in ihrer Manifestation durch die Modi statt. Da sich das Verhältnis zwischen Unendlichem und Endlichem bei Spinoza nicht aufrechterhalten lässt, fallen die endlichen Modi in die unendliche Substanz zurück und lösen sich darin auf. Aus dieser ontologischen Struktur heraus resultiert nach Hegel der Spinozismus als A-kosmismus: Es gibt kein Denken und keine Ausdehnung, folglich gibt es nichts. Das Problem der Immanenz liegt nach Hegel darin, dass die Substanz als Denken des Anfangs nicht auf spekulative Weise zu einem Anfang des Denkens als sich selbst anfangendes und sich dadurch erhaltendes Denken wird. Aus diesem Grund entwickelt Hegel Spinoza und dessen Substanz immanent weiter, indem letzterer durch Hegel zu sich selbst geführt wird und dabei ersterer zugleich durch Spinoza zu sich selbst findet. Ein zentraler Aspekt, der von Hegel in seiner Auslegung Spinozas jedoch vernachlässigt wurde, ist, dass die Modi aus der Substanz nicht heraustreten können. Alles, was ist, ist der Substanz immanent, und zwar so, dass sich alles in dieser reflektiert, wodurch sie sich selbst reflektiert, beziehungsweise manifestiert. Auf diese Weise kann nichts in die Substanz zurückfallen, da alles immer schon in der Substanz enthalten ist und es außerhalb dieser nichts gibt. Die Modi erkennen die Substanz, indem sie an ihr teilhaben. Mit dieser Teilhabe entsteht ein Kausalitätsgefüge, welches sich ins Unendliche als in die Substanz hinein entwickelt und wodurch die Substanz von ihren Modi erkannt wird. Je ausgeprägter und ausdifferenzierter die kausalen Bezüge sind, in denen sich die Modi erfassen, desto adäquater manifestiert sich die Substanz. Spinozas Substanz muss somit nicht erst immanent weiterentwickelt werden, wie Hegel dies versucht, sondern in ihrer Immanenz erkannt werden.
Abstract (eng)
The present work is an examination of Hegel’s interpretation of Spinoza’s philosophy, without, however, taking a stand for one of the two thinkers from the very beginning. For this reason, the larger goal is an in-depth engagement with both movements of thought. Central to this is the question of how thought can sustain itself. According to Hegel, this is not possible with Spinoza, which is why he characterizes Spinozism as acosmism: Spinoza’s substance is, according to Hegel, a beginning without determination, from which all that is thought and extended follows as finite modifications (modes). Because substance is infinite, it remains indeterminate and thus motionless. Its activity takes place only in its manifestation through its modes. Since the relationship between the infinite and the finite cannot be maintained in Spinoza, the finite modes fall back into the infinite substance and dissolve in it. According to Hegel, Spinozism resulting from this ontological structure is a-cosmism: there is no thinking and no extension, consequently there is nothing. According to Hegel, the problem of immanence lies in the fact that substance as thinking of the beginning does not become a beginning of thinking as a thinking that sustains itself in its immanent beginning in a speculative way. For this reason, Hegel develops Spinoza and his substance immanently, in that the latter is led to himself through Hegel, and in doing so, the former simultaneously finds himself through Spinoza. A central aspect, however, which Hegel neglected in his interpretation of Spinoza, is that the modes cannot emerge from the substance. Everything that is, is in the substance in such a way that everything is reflected in it, whereby the substance reflects, or rather manifests itself. In this way nothing can fall back into the substance since everything is always already contained in the substance so that nothing lies outside of it. The modes recognize the substance by participating in it. In this participation, they find themselves in a causality structure that develops in infinity as in the substance thereby recognizing it. The more the modes grasp themselves in their causal relations, the more adequately the substance manifests itself. Spinoza’s substance does not first have to be developed immanently, as Hegel attempts to do, but must rather be recognized in its immanence.
Keywords (deu)
HegelSpinozaImmanenzAnfangAkosmismusSubstanzSubjektNegationAffirmationEndlicheUnendliche
Keywords (eng)
HegelSpinozaImmanenceBeginningAcosmismSubstanceSubjectNegationAffirmationFiniteInfinite
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1639177
rdau:P60550 (deu)
124 Seiten
Number of pages
124
Members (1)
Title (deu)
Diese Begegnung
das Problem der Immanenz bei Spinoza in der Auslegung Hegels
Parallel title (eng)
This encounter
the problem of immanence in Spinoza - the reading of Hegel
Author
Noemi Call
Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit erwächst aus dem Interesse an einer Darlegung von Hegels Auseinandersetzung mit der Philosophie Spinozas, ohne jedoch von Anfang an Position für einen der beiden Denker zu beziehen. Aus diesem Grund ist das größere Ziel eine eingehende Beschäftigung mit beiden Denkbewegungen. Zentral ist hierbei die Frage, wie sich das Denken erhalten kann, indem es sich selbst erhält. Nach Hegel ist dies bei Spinoza nicht möglich, weshalb er den Spinozismus als Akosmismus charakterisiert: Spinoza macht nach Hegel mit der Substanz einen bestimmungslosen Anfang, aus dem alles Gedachte und Ausgedehnte als endliche Modifikationen (Modi) folgt. Weil die Substanz unendlich ist, bleibt sie bestimmungslos und dadurch reglos. Ihre Aktivität findet somit erst in ihrer Manifestation durch die Modi statt. Da sich das Verhältnis zwischen Unendlichem und Endlichem bei Spinoza nicht aufrechterhalten lässt, fallen die endlichen Modi in die unendliche Substanz zurück und lösen sich darin auf. Aus dieser ontologischen Struktur heraus resultiert nach Hegel der Spinozismus als A-kosmismus: Es gibt kein Denken und keine Ausdehnung, folglich gibt es nichts. Das Problem der Immanenz liegt nach Hegel darin, dass die Substanz als Denken des Anfangs nicht auf spekulative Weise zu einem Anfang des Denkens als sich selbst anfangendes und sich dadurch erhaltendes Denken wird. Aus diesem Grund entwickelt Hegel Spinoza und dessen Substanz immanent weiter, indem letzterer durch Hegel zu sich selbst geführt wird und dabei ersterer zugleich durch Spinoza zu sich selbst findet. Ein zentraler Aspekt, der von Hegel in seiner Auslegung Spinozas jedoch vernachlässigt wurde, ist, dass die Modi aus der Substanz nicht heraustreten können. Alles, was ist, ist der Substanz immanent, und zwar so, dass sich alles in dieser reflektiert, wodurch sie sich selbst reflektiert, beziehungsweise manifestiert. Auf diese Weise kann nichts in die Substanz zurückfallen, da alles immer schon in der Substanz enthalten ist und es außerhalb dieser nichts gibt. Die Modi erkennen die Substanz, indem sie an ihr teilhaben. Mit dieser Teilhabe entsteht ein Kausalitätsgefüge, welches sich ins Unendliche als in die Substanz hinein entwickelt und wodurch die Substanz von ihren Modi erkannt wird. Je ausgeprägter und ausdifferenzierter die kausalen Bezüge sind, in denen sich die Modi erfassen, desto adäquater manifestiert sich die Substanz. Spinozas Substanz muss somit nicht erst immanent weiterentwickelt werden, wie Hegel dies versucht, sondern in ihrer Immanenz erkannt werden.
Abstract (eng)
The present work is an examination of Hegel’s interpretation of Spinoza’s philosophy, without, however, taking a stand for one of the two thinkers from the very beginning. For this reason, the larger goal is an in-depth engagement with both movements of thought. Central to this is the question of how thought can sustain itself. According to Hegel, this is not possible with Spinoza, which is why he characterizes Spinozism as acosmism: Spinoza’s substance is, according to Hegel, a beginning without determination, from which all that is thought and extended follows as finite modifications (modes). Because substance is infinite, it remains indeterminate and thus motionless. Its activity takes place only in its manifestation through its modes. Since the relationship between the infinite and the finite cannot be maintained in Spinoza, the finite modes fall back into the infinite substance and dissolve in it. According to Hegel, Spinozism resulting from this ontological structure is a-cosmism: there is no thinking and no extension, consequently there is nothing. According to Hegel, the problem of immanence lies in the fact that substance as thinking of the beginning does not become a beginning of thinking as a thinking that sustains itself in its immanent beginning in a speculative way. For this reason, Hegel develops Spinoza and his substance immanently, in that the latter is led to himself through Hegel, and in doing so, the former simultaneously finds himself through Spinoza. A central aspect, however, which Hegel neglected in his interpretation of Spinoza, is that the modes cannot emerge from the substance. Everything that is, is in the substance in such a way that everything is reflected in it, whereby the substance reflects, or rather manifests itself. In this way nothing can fall back into the substance since everything is always already contained in the substance so that nothing lies outside of it. The modes recognize the substance by participating in it. In this participation, they find themselves in a causality structure that develops in infinity as in the substance thereby recognizing it. The more the modes grasp themselves in their causal relations, the more adequately the substance manifests itself. Spinoza’s substance does not first have to be developed immanently, as Hegel attempts to do, but must rather be recognized in its immanence.
Keywords (deu)
HegelSpinozaImmanenzAnfangAkosmismusSubstanzSubjektNegationAffirmationEndlicheUnendliche
Keywords (eng)
HegelSpinozaImmanenceBeginningAcosmismSubstanceSubjectNegationAffirmationFiniteInfinite
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1645117
Number of pages
124