Abstract (deu)
Diese Arbeit untersucht Energiearmut in Österreich. Durch ein Triangulationsdesign werden die österreichischen Bemühungen zur Bekämpfung von Energiearmut näher analysiert. Es wird ein neuer Indikator für versteckte Energiearmut vorgeschlagen, der auf der Grundlage von Umfragedaten von Bewohner*innen des sozialen Wohnungsbaus in Wien mittels einer latenten Klassenanalyse ermittelt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass ein beträchtlicher Teil der Haushalte ihren Energieverbrauch einschränken, um damit Geld zu sparen. Die Rationierung des Energieverbrauchs steht im Zusammenhang mit energieineffizienten Gebäuden und mehreren weiteren Faktoren, darunter tief verwurzelte Gewohnheiten, Umwelteinstellungen, externe und interne wahrgenommene Verhaltenskontrolle, soziale Normen und positive Umweltabsichten. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Analyse der EU-SILC-Daten (2019), dass Haushalte mit einem hohen Risiko für Energiearmut in ganz Österreich zu finden sind, in der Peripherie, in großen Eigentumshäusern und in mehrstöckigen Gebäuden in der Stadt. Es wurde festgestellt, dass die am stärksten von Energiearmut bedrohten Gruppen Mieter*innen und Frauen sind. Die vorherrschende Haushaltszusammensetzung deutet darauf hin, dass Energiearmut stark geschlechtsspezifisch ist und mit anderen soziodemographischen Variablen wie dem Alter zusammenhängt; einkommensschwache Haushalte mit Kindern und ältere Menschen sind ebenfalls stark gefährdet. Die Analyse der Energiearmutspolitik auf mehreren Ebenen zeigt, dass Österreich ehrgeizigere Maßnahmen ergreifen sollte, um Energiearmut zu lindern, da institutionelle Hindernisse auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene zum Fortbestehen in Österreich beitragen. Trotz der Bemühungen, das Problem durch nationale Energie- und Klimapläne und nationale langfristige Sanierungsstrategien anzugehen, bleibt das Problem fragmentiert in verschiedenen Ministerien angesiedelt und wird von der österreichischen Bundesregierung nur unzureichend angegangen. Auf EU-Ebene ist es ratsam, eine klare politische Strategie zu entwickeln, um Energiearmut mehr Sichtbarkeit zu verleihen und sicherzustellen, dass die Energiebedürfnisse der schätzungsweise 50 bis 125 Millionen Europäer, die von Energiearmut betroffen sind, erfüllt werden. Das Tempo der Sanierungsmaßnahmen in der EU und in Österreich muss beschleunigt werden und energiearme Haushalte müssen entsprechend adressiert werden, um die erklärten Klimaziele zu erreichen. Die Schlüsselfrage lautet: Kann der Europäische Grüne Deal, was er verspricht, in die Tat umsetzen und die EU zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt machen, und das auf faire und soziale Weise bis 2050?