Abstract (deu)
Das vorliegende Forschungsprojekt stellt eine empirische wissenschaftliche Analyse politischer Narrative während der Coronapandemie 2020 dar. Da sich die wissenschaftliche Debatte über Covid-19 bis dato vorrangig auf politische Strategien zur Eindämmung des Virus konzentriert, wird in dieser qualitativen Untersuchung der Frage nachgegangen, welche unterschiedlichen narrativen Erzählstrukturen politischer Kommunikation der Krise zugrunde liegen. Theoretisch wird dabei auf den Rahmen des Narrative Policy Frameworks zurückgegriffen. Die qualitative Inhaltsanalyse vergleicht die über Social-Media vermittelte politisch-konstruierte Realität des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz und der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern im Zeitraum März 2020 bis November 2020. Zusammenfassend lassen sich insbesondere in der Schilderung der Ausgangslage Parallelen in beiden politischen Narrativen erkennen. Auch die Konstruktion des Coronavirus als politisches Feindbild sowie die Notwendigkeit umfassender Containment Maßnahmen werden als gemeinsamer Nenner beider Narrative sichtbar. Unterschiede ergeben sich insbesondere in der politischen Moral der Entscheidungsträger*innen. Zudem wird das Coronanarrativ von Jacinda Ardern anhand einer Vielfalt von Held*innen der Krise gegenüber einem berufsgruppen-spezifischen Held*innenbild bei Sebastian Kurz abgehandelt. An die Stelle von personifizierten Schurk*innen bei Jacinda Ardern treten im Narrativ von Sebastian Kurz überwiegend nicht-personifizierte Szenarien, die es zu vermeiden gilt.