Abstract (deu)
Der Diskurs um geschlechtergerechte Sprache und das Gendern gestaltet sich kontrovers. Aufgrund von wachsendem Druck der Öffentlichkeit müssen Unternehmen zunehmend soziale Verantwortung beweisen und in ihren Bemühungen sichtbar machen. Basierend auf der Anerkennung des dritten Geschlechts 2018 in Österreich ist das Ziel dieser Arbeit zu erforschen, wie österreichische Unternehmen gendern, und inwiefern dabei Intergeschlechtliche inkludiert werden. Die Forschungsergebnisse beantworten die Frage: Welche Kommunikationsstrategien finden in den Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten der zehn größten Unternehmen Österreichs 2021 Anwendung, um ihre verschiedenen Bezugsgruppen geschlechtersensibel anzusprechen? Der Fokus der durchgeführten qualitativen Inhaltsanalyse von Unternehmensberichten nach Mayring liegt dabei auf den Personenbezeichnungen für die Anspruchsgruppen ´Mitarbeiter´ und ´Kunden´ und der Art diese zu gendern. Die Auswertung zeigt, dass sich sechs der zehn Unternehmen für eine geschlechtergerechte Sprache aussprechen, während zwei aufgrund der besseren Lesbarkeit auf geschlechtsspezifische Anpassungen verzichten. Im Vergleich der beiden Gruppen ist auffällig, dass sich auf die ´Mitarbeiter´ zum größten Teil (36,9%) mit geschlechtsneutralen Formulierungen bezogen wird, während die ´Kunden´ zum größten Teil (43,9%) mit dem generischen Maskulinum angesprochen werden. Während sich auf die ´Mitarbeiter´ in 36,9% aller Fälle geschlechts-neutral bezogen wird, werden die ´Kunden´ nur in 6,9% der Fälle neutral angesprochen. Nur ein Unternehmen verzichtet in seinem Bericht gänzlich auf generische verwendete Maskulina. Eine nicht authentische, einheitliche und transparente Kommunikation wird als weniger glaubwürdig wahrgenommen und wirkt sich negativ auf ihr Image aus. Studienergebnisse belegen, dass die Verständlichkeit von Texten durch das Gendern nicht erschwert wird, und entkräften dadurch Argumente gegen das Gendern für eine bessere Lesbarkeit. Das Ergebnis dieser Arbeit zeigt Mängel in den Kommunikationsstrategien der untersuchten Unternehmen auf, und verdeutlicht die Notwendigkeit von umfangreichen Konzepten für die interne und externe Kommunikation und für die Praxis im Management und Employer Branding. Aus der Studie lassen sich Empfehlungen gegen sprachliche Diskriminierung und für eine geschlech-terneutrale Sprache ableiten, um alle Individuen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität auf allen Ebenen miteinzubeziehen.