Abstract (deu)
Theoretischer Hintergrund. Endometriose ist eine weit verbreitete chronische gynäkologische Erkrankung, bei der sich gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb des Uterus ansiedelt und eine chronische Entzündungsreaktion auslöst. Das Krankheitsbild ist sehr heterogen und ist häufig geprägt von starken Schmerzen und Infertilität. Das mannigfaltige Erscheinungsbild der Erkrankung, der komplexe diagnostische Prozess und gesellschaftliche Einstellungen zum Thema Menstruation führen zu langen Wartezeiten bis zur Diagnose. Betroffene berichten von einer niedrigeren gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) als die gesunde Bevölkerung und einer erhöhten psychischen Belastung. Ziel dieser Arbeit war, verschiedene Einflussfaktoren auf die HRQoL von Menschen mit Endometriose zu untersuchen. Methodik. Es handelte sich um eine Querschnittstudie, für die 597 Personen mit Endometriose rekrutiert wurden. Die Fragebogenbatterie beinhaltete soziodemographische und krankheitsspezifische Fragen, das Endometriosis Health Profile (EHP-30), das Coping-Inventar zum Umgang mit Stress-Situationen (CISS) und die Mishel Uncertainty in Illness Scale (MUIS-C). Prädiktoren der HRQoL wurden mittels multipler linearer Regression identifiziert. Mögliche Unterschiede in der HRQoL und krankheitsbezogenen Ungewissheit wurden über verschiedene Gruppierungen hinweg mithilfe von Varianzanalysen untersucht. Eine Moderatoranalyse wurde durchgeführt, um festzustellen, ob Coping den Zusammenhang von Schmerzen und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität moderiert. Ergebnisse. Emotionsorientiertes Coping und krankheitsbezogene Ungewissheit erwiesen sich als Prädiktoren für alle fünf Subskalen des EHP-30. Dysmenorrhoe, chronische nichtmenstruelle Beckenschmerzen (CPP), Dyschezie, Krankheitsdauer und Vermeidungsorientiertes Coping konnten einzelne Subskalen des EHP-30 zur Erhebung der HRQoL vorhersagen. Betroffene mit einer sehr kurzen Diagnoseverzögerung wiesen eine signifikant weniger eingeschränkte HRQoL sowie signifikant weniger krankheitsbezogene Ungewissheit auf. Personen mit unterschiedlich langem Krankheitsverlauf unterschieden sich nicht in ihrer krankheitsbezogenen Unsicherheit. Außerdem konnte Emotionsorientiertes Coping als Moderator des Zusammenhangs zwischen Dyschezie und den EHP-30-Subskalen Emotionales Wohlbefinden sowie Kontrolle und Kontrollverlust identifiziert werden. Diskussion. Die vorliegenden Ergebnisse legen nahe, dass eine rechtzeitige Diagnosestellung ausschlaggebend für weniger Unsicherheit und eine höhere HRQoL sein kann. Langzeitstudien, Aufklärungsarbeit und Weiterbildungen für Ärzt*innen könnten mehr Bewusstsein für die Krankheit schaffen.