Identitätsentwicklung ist einer der wichtigsten Aufgaben der Lebensphase Emerging Adulthood. Dabei gibt es Hinweise darauf, dass lesbische und bisexuelle Frauen diese Phase auf eine andere Art und Weise durchleben und mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert sind. Studien zeigen, dass die Identitätsbereiche Sexualität, Geschlecht, Religion und Politik mit der eigenen sexuellen Orientierung zusammenhängen können. Ziel dieser Arbeit war es, diesen Zusammenhang näher zu analysieren. Dazu wurden einerseits Identitätsfragebögen nach dem Certainty-Uncertainty-Modell von Crocetti et al. für die genannten Bereiche adaptiert und andererseits offene Fragen erstellt, die mithilfe von Mayrings qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet wurden. 174 Teilnehmer:innen im Alter zwischen 18 und 33 nahmen an der Studie teil. Der Großteil identifizierte sich als lesbisch oder bisexuell und als Cis-Frau. Gleichzeitig zeigte sich die Stichprobe als tendenziell wenig religiös und überdurchschnittlich gebildet. Es ergab sich über die Identitätsbereiche globale Identität, sexuelle Identität, Geschlechtsidentität sowie politische Identität hinweg ein Verteilungsmuster, bei dem das größte Cluster erarbeitete Identität darstellte. Nur bei religiöser Identität sah dies anders aus: Das am häufigsten besetzte Cluster war ein schwaches Moratorium. Es zeigten sich signifikante Zusammenhänge bei einigen Identitätsprozessen der Bereiche Geschlecht, Religion und Politik und der sexuellen Orientierung. Ähnliche Ergebnisse kamen zustande zwischen den Identitätsprozessen der sexuellen Identität und Geschlechtsidentität sowie der religiösen Identität und politischen Identität. Zuletzt zeigte sich bei den offenen Antworten eine Tendenz, die eigene sexuelle Orientierung als wichtigen Aspekt der eigenen Identität anzusehen, der auch andere Bereiche der Identität beeinflusst.
Identity development is one of the most important tasks of emerging adulthood. There is evidence that lesbian and bisexual women experience this phase in a different way and face specific challenges. Studies show that sexuality, gender, religion, and politics can be interconnected with one's sexual orientation. The aim of this study was to analyze this relationship in more detail. For this purpose, identity questionnaires based on the Certainty-Uncertainty model by Crocetti et al. were adapted for the mentioned areas, and open-ended questions were created and evaluated using Mayring's qualitative content analysis. A total of 174 participants between the ages of 18 and 33 took part in the study. The majority identified themselves as lesbian or bisexual cisgender women. Additionally, the sample exhibited a tendency towards low religiosity and above-average education. Across the domains of global identity, sexual identity, gender identity, and political identity, a distribution pattern emerged where the largest cluster represented achieved identity. However, in the case of religious identity, this pattern differed, with the most populated cluster indicating a weak moratorium. Significant correlations were found between certain identity processes in the domains of gender, religion, and politics, and sexual orientation. Similar results were observed between the identity processes of sexual identity and gender identity, as well as religious identity and political identity. Finally, the open-ended responses indicated a tendency to perceive one's own sexual orientation as an important aspect of their identity, influencing other areas of life.
Identitätsentwicklung ist einer der wichtigsten Aufgaben der Lebensphase Emerging Adulthood. Dabei gibt es Hinweise darauf, dass lesbische und bisexuelle Frauen diese Phase auf eine andere Art und Weise durchleben und mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert sind. Studien zeigen, dass die Identitätsbereiche Sexualität, Geschlecht, Religion und Politik mit der eigenen sexuellen Orientierung zusammenhängen können. Ziel dieser Arbeit war es, diesen Zusammenhang näher zu analysieren. Dazu wurden einerseits Identitätsfragebögen nach dem Certainty-Uncertainty-Modell von Crocetti et al. für die genannten Bereiche adaptiert und andererseits offene Fragen erstellt, die mithilfe von Mayrings qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet wurden. 174 Teilnehmer:innen im Alter zwischen 18 und 33 nahmen an der Studie teil. Der Großteil identifizierte sich als lesbisch oder bisexuell und als Cis-Frau. Gleichzeitig zeigte sich die Stichprobe als tendenziell wenig religiös und überdurchschnittlich gebildet. Es ergab sich über die Identitätsbereiche globale Identität, sexuelle Identität, Geschlechtsidentität sowie politische Identität hinweg ein Verteilungsmuster, bei dem das größte Cluster erarbeitete Identität darstellte. Nur bei religiöser Identität sah dies anders aus: Das am häufigsten besetzte Cluster war ein schwaches Moratorium. Es zeigten sich signifikante Zusammenhänge bei einigen Identitätsprozessen der Bereiche Geschlecht, Religion und Politik und der sexuellen Orientierung. Ähnliche Ergebnisse kamen zustande zwischen den Identitätsprozessen der sexuellen Identität und Geschlechtsidentität sowie der religiösen Identität und politischen Identität. Zuletzt zeigte sich bei den offenen Antworten eine Tendenz, die eigene sexuelle Orientierung als wichtigen Aspekt der eigenen Identität anzusehen, der auch andere Bereiche der Identität beeinflusst.
Identity development is one of the most important tasks of emerging adulthood. There is evidence that lesbian and bisexual women experience this phase in a different way and face specific challenges. Studies show that sexuality, gender, religion, and politics can be interconnected with one's sexual orientation. The aim of this study was to analyze this relationship in more detail. For this purpose, identity questionnaires based on the Certainty-Uncertainty model by Crocetti et al. were adapted for the mentioned areas, and open-ended questions were created and evaluated using Mayring's qualitative content analysis. A total of 174 participants between the ages of 18 and 33 took part in the study. The majority identified themselves as lesbian or bisexual cisgender women. Additionally, the sample exhibited a tendency towards low religiosity and above-average education. Across the domains of global identity, sexual identity, gender identity, and political identity, a distribution pattern emerged where the largest cluster represented achieved identity. However, in the case of religious identity, this pattern differed, with the most populated cluster indicating a weak moratorium. Significant correlations were found between certain identity processes in the domains of gender, religion, and politics, and sexual orientation. Similar results were observed between the identity processes of sexual identity and gender identity, as well as religious identity and political identity. Finally, the open-ended responses indicated a tendency to perceive one's own sexual orientation as an important aspect of their identity, influencing other areas of life.