Abstract (deu)
Die Krisenanfälligkeit unserer global vernetzen Welt lässt die Auseinandersetzung mit alternativen Gesellschaftskonzeptionen immer dringender erscheinen. Der Frage nach Alternativen widmet sich diese Arbeit anhand von feministischen Utopien und fokussiert dabei auf Strategien zur Überwindung patriarchaler und kapitalistischer Herrschaft und alternative Formen des Zusammenlebens, die diese vermitteln. Der Annäherung an den Utopiebegriff und der kritischen Reflexion der klassischen Utopietradition aus feministischer und postkolonialer Perspektive folgt eine gegen die androzentrische Prägung der klassischen Tradition gerichtete Retrospektive utopischer Entwürfe von Frauen seit Christine de Pizan. Anschließend liegt der Fokus auf feministischen Utopien der 1970er Jahre, die mit dem Konzept des transgressiven Utopismus der Politikwissenschaftlerin Lucy Sargisson analysiert werden. Dabei zeigt sich, dass Utopistinnen in ihren Werken unterschiedliche Strategien verfolgen, um herrschende patriarchale und kapitalistische Ordnung zu queeren, zu (zer-)stören und zu überschreiten, beispielsweise durch die Neuschöpfung von Wörtern und Sprache, die Aneignung von Gewalt oder die Praxis des Consciousness-Raising. In ihren Werken entwerfen sie über stereotype Rollenvorstellungen, heteronormative, kleinfamiliäre Strukturen, biologische Elternschaft und die kapitalistische Wirtschaftsordnung hinausgehende Gegenwelten. Sie greifen dabei auf Konzepte feministischer, kommunistischer und/oder anarchistischer Theoretiker_innen zurück und wenden diese in fiktionaler Praxis an. Feministische Utopien unterziehen gegenwärtige Herrschaftsordnung einer fundamentalen Kritik, eröffnen Denkräume für Alternativen und bieten damit vielfältige Anknüpfungspunkte für gesellschaftsverändernde Theorie und Praxis.