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Title
OE1 Beitrag - Bibliotheken in der NS-Zeit
Language
German
Description (de)
Bibliotheken in der NS-Zeit. "Die Shoa in den bibliothekarischen Alltag bringen" "Aus einer liquidierten jüdischen Buchhandlung" - so lautet ein Vermerk im Inventarbuch der Universitätsbibliothek anno 1938. Ein Stempelabdruck in einem anderen Buch: "Sichergestellt durch Einsatzstab RR in Riga" - sollte eigentlich heißen: Vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg in den besetzten Gebieten geraubt. Bis vor kurzem konnte man diese Bücher in der Wiener Universitätsbibliothek entlehnen. Jahrzehntlang hat es die Bibliothekleitung offenbar nicht sonderlich beschäftigt, woher die Erwerbungen aus den Jahren zwischen 1938 und 1945 kamen. Aufwendige Forschungen Vor drei Jahren wurde das Projekt Provenienzforschung an der Wiener Universitätsbibliothek gestartet. "Wir gehen von Regal zu Regal, nehmen Buch für Buch heraus und schauen, ob wir Hinweise auf die ursprünglichen Besitzer finden können", beschreibt die Historikerin Monika Löscher die Arbeitsweise. Stempel, Eintragen und ex librii können bei der Identifikation von Nutzen sein. Über 100.000 Bände wurden so durchgesehen. Jetzt gilt es, die Erben aufzufinden. Bei der Restitution von Büchern geht es nicht um den ökonomischen Wert, meint der deutsche Buchhistoriker Jürgen Babendreier. Bei Büchern gehe es um Erinnerungswerte und um Erinnerungsimpulse, die ganz anders gelagert wären, als bei Unikaten, wie etwa Gemälden. Die Interpretation des sozialen Kontexts der Bücher, so Babendreier, würde in erschreckender Weise das Alltagsgeschehen des Nationalsozialismus deutlich machen. Vorreiterrolle der Nationalbibliothek Als erste österreichische Bibliothek hat die Nationalbibliothek konsequent die Aufarbeitung ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit betrieben. 2003 hatte die Generaldirektorin der Bibliothek, Johanna Rachinger, der Rückgabekommission den Provenienzbericht ihres Hauses vorgelegt, der mehr als 52.000 Objekte auflistet. Und seit acht Jahren überprüft auch die Wienbibliothek im Rathaus alle Erwerbungsvorgänge zwischen 1938 und 1946. An die 2.400 Bücher wurden bisher restituiert. Von der Wiener Tagung erhofft man sich jetzt nicht nur einen internationalen Erfahrungsaustausch. Er erwarte sich, so Jürgen Babendreier, dass nun auch die Bundesländer mit der Provenienzforschung beginnen würden, hier sei die Bereitschaft, sich diesem möglicherweise kontaminierten Bestand zu nähern, nicht so gegeben:" Man muss den Schrecken der Shoa in den bibliothekarischen Alltag hinein tragen" Die internationale Tagung zur Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte findet heute im Kleinen Festsaal der Universität Wien und morgen im Wiener Rathaus statt.
Keywords (de)
Bücherraub Provenienzforschung Restitution, Nationalsozialismus, Bibliotheksgeschichte
Coverage (de)
1938-1945 Österreich
Editor
Paolo  Budroni
Educational
Language
German
Description or Additional Data (de)
ORF - Österreichischer Rundfunk
ÖFOS 2002
Contemporary history
EuroVoc 4.2
National Socialism
EuroVoc 4.2
university library
ÖFOS 2002
Archive studies
Organization Association
Vienna University Library and Archive Services
Content
Details
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Object type
Resource
Created
08.04.2008 07:18:53
This object is in collection
Metadata