Abstract (deu)
Esoterische Inhalte bieten Autor*innen seit jeher einen breiten Fundus an literarischen Impul-sen. Die Sehnsucht des Menschen nach höherer Erkenntnis und Wahrheit ließ und lässt ihn Wege einschlagen, die in ihrer Eigenart wunderbaren Stoff für Romane bieten. Die Suche nach dem Stein der Weisen, die ihre Wurzeln in den naturwissenschaftlichen Ex-perimenten der Alchemie hat. Das Streben nach Durchbrechung der Barriere zwischen Leben und Tod, das in spiritistischen Sitzungen ausgelebt wird. Der Wunsch nach Gottesschau, die der Mensch erhofft, durch vielerlei Techniken wie Drogenkonsum, Meditation, Tanz etc. zu erreichen. Die Bruch- oder Nahtstelle zwischen Naturwissenschaft und Religion/dem Spritu-ellen generiert jenes Phänomen, das ich esoterische Spuren nenne, dem ich mich in dieser Arbeit widmen möchte. In einem ersten Teil gebe ich einen Überblick über die Problematik der Begriffsbestimmung im Bereich Esoterik in ihrer akademischen Komplexität. Des weiteren versuche ich obengenannte Inhalte, nach ihrer Einordnung in die Kategorie Eso-terik, in Werken der Weltliteratur zu verfolgen. Diese esoterischen Spuren werden, nach kur-zen Inhaltsangaben auf die Intention der Autor*innen hin untersucht: Soll im jeweiligen Ro-man esoterisches oder geheimes Wissen um der Botschaft willen tradiert werden oder nützten die Künstler*innen die esoterischen Spuren nur als Stilmittel, um dem Text durch einen ok-kulten Beigeschmack mehr Spannung zu verleihen? Im letzten Teil führe ich ein Interview mit der österreichischen Autorin Barbara Frischmuth, deren Romane eine Vielzahl von Spuren der Esoterik enthalten. Frau Frischmuths Interesse gilt u.a. der Frage nach der Herkunft der kreativen Idee, des „Einfalls“ und der Beschäftigung mit Grenzbereichen der Religionen. Ihre Suche nach dem „Geheimnis hinter dem Geheimnis“ ließ sie die Ergebnisse ihrer umfangreichen Studien der mystischen Strömungen weltweit und im Besonderen jener des türkischen Kulturraumes in ihre Romane einflechten. An ihnen zeige ich exemplarisch esoterische Spuren in der Literatur und die Rechtfertigung ihrer Einordnung als solche auf.