Der Vortrag soll anhand ausgewählter Beispiele einen Einblick in die Rahmenbedingungen geben, in denen speziell österreichische Schriftstellerinnen, die zwischen 1933 und 1945 für Kinder und/oder Jugendliche schrieben, agierten. Während die politischen Veränderungen für die einen Möglichkeiten schuf, bekannt und auch wirtschaftlich erfolgreich zu werden, sahen sich andere dazu gezwungen, nur noch verdeckt zu schreiben, zu verstummen oder das Land zu verlassen. Welche Werke erlaubt waren und sogar gefördert und welche verboten wurden, war weit weniger klar geregelt, als es heute den Anschein haben könnte. Verschiedene staatliche Stellen fühlten sich für das „gute“ Buch insgesamt verantwortlich, auch im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur gab es mehrere Instanzen, die sich inhaltlich mit den Werken beschäftigten und bestimmten, was gedruckt werden durfte und was nicht. (u.a. Schmidt-Dumont 1989, Baur 2005, Hopster, Josting/Neuhaus 2005) Mehr oder weniger geheim gehalten Verbots- und Empfehlungslisten urteilten über Einzelwerke und Schriftstellerinnen. Gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen engten die Freiheit der Autorinnen je nach politischen Ansichten, religiöser Überzeugungen oder ihrer Herkunft mehr oder weniger ein. (siehe Amann 1990) Nationalsozialistische Autorinnen wie Mirko Jelusich, Karl Springenschmid oder Johanna Haarer erhielten durch die politischen Verhältnisse die Möglichkeit sich zu entfalten und durch geschickte und unterstützte Selbstinszenierung einen fixen Platz im Literaturbetrieb zu sichern und gleichzeitig ihre Überzeugungen in ihre Werke für jugendliche Leserinnen einfließen zu lassen. Nicht selten war es ihnen nach 1945 möglich, fast nahtlos an ihre Erfolge anzuschließen und ihre Werke bis in die 1970er und 1980er Jahre zu publizieren. (u.a. Müller 1990) Schriftstellerinnen jüdischer Herkunft oder politisch Andersdenkende, wie etwa Béla Balázs, Anna Maria Jokl, Alex Wedding oder auch Hermynia Zur Mühlen konnten ihre Werke nur noch im Exil veröffentlichen. (u.a. Blumesberger 2018) Sie zeigten sich in ihren Kinder – und Jugendbüchern oft widerständig gegen das nationalsozialistische Regime und veröffentlichten antifaschistische oder kontrafaschistische Werke (Benner 2015). Manche verstummten in dieser Zeitperiode oder versuchten ihre Bücher betont unpolitisch zu halten, wie etwa Hertha Pauli (u.a. Blumesberger 2012).
So vielfältig und zum Teil widersprüchlich der Literaturbetrieb zwischen 1933 und 1945 in Österreich war, so unterschiedlich waren auch die Strategien der Autor*innen, die sich in ihren Biografien aber auch vor allem in ihren Texten widerspiegelten.
der Vortrag wurde am 9.6.2023 im Rahmen der Jahrestagung der GKJF zum Thema "Schreiben!" in Königswinter gehalten.